18.06.2015 21:57:39
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Schwäbische Zeitung: Römische Zumutungen - Leitartikel zu Papst Franziskus und seine Ökolgie-Enzyklika
Eigenartigerweise scheint mit zunehmender Säkularisierung der Bischof von Rom an globaler Autorität zu gewinnen. Die Sehnsucht nach einer unbestechlichen, glaubwürdigen, über jeder Tagespolitik und jedem nationalen Interesse stehenden Vaterfigur scheint in dem Maße größer zu werden, in dem die Welt insgesamt verwirrender wird. Auf den alten Mann in Rom in seinem weißen Gewand wird diese Sehnsucht projiziert - und zwar beileibe nicht nur von Katholiken. Der Vorgänger von Franziskus, der Gelehrtenpapst Benedikt XVI., hätte diese Enzyklika wahrscheinlich ähnlich oder gar identisch formuliert. Aber: Er wäre nicht so gehört worden wie sein Nachfolger. Und man hätte ihm die Passagen in der Enzyklika zur Gender-Ideologie sofort verübelt.
Dem Jesuiten aus Argentinien, der sich franziskanischer Tradition verpflichtet sieht, lässt man das großzügig durchgehen. Nein - man überhört und überliest es einfach. Dabei ist es gerade sein ganzheitliches Verständnis von Ökologie, das Franziskus und sein Lehrschreiben auszeichnet. Und: Er benennt die Probleme, die für ihn aus menschlichen Sünden resultieren, sehr konkret. Ebenso eindeutig sind seine Mahnungen und Forderungen. In den reichen, saturierten Teilen der Erde kommen sie als Zumutungen an. Aber Verantwortung geht fast immer mit Zumutung einher.
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