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13.10.2014 20:17:57

Schwäbische Zeitung: Neuanfang mit einem Europäer

Ravensburg (ots) - Der Wirtschaftsnobelpreis für Jean Tirole dürfte viele Europäer erfreuen. Der Franzose widmet sich Fragen, die hierzulande etliche junge Ökonomen beschäftigen. Tirole erforscht, wie sich die Macht von Konzernen begrenzen lässt. Er interessiert sich für die globale Erwärmung. Und er berücksichtigt auch Erkenntnisse der Psychologie.

Glücklicherweise hat sich das Nobelpreiskomitee dieses Mal eindeutig festgelegt und der Öffentlichkeit einen Eiertanz wie 2013 erspart. Damals wurden zwei US-Ökonomen mit völlig entgegengesetzten Positionen geehrt - ein unwürdiger Kompromiss, der den Nobelpreis der Lächerlichkeit preisgab. Die Auszeichnung Tiroles dagegen ist bemerkenswert. Erstmals seit 15 Jahren gehen die Amerikaner leer aus. US-Forscher tun sich gerade besonders schwer, die Zeitenwende in der Wirtschaftswissenschaft zu akzeptieren. Das Weltbild vieler angelsächsisch geprägter Volkswirte ist in der Finanzkrise zusammengebrochen. Ihr Glaube an die Überlegenheit entfesselter Märkte ist erschüttert, ihnen fehlt derzeit der Kompass.

Schon beim Treffen der Nobelpreisträger im Sommer in Lindau deutete sich an, dass es den Wirtschaftswissenschaftlern ernst ist mit einem Neuanfang. Die Würdigung von Tiroles Werk belegt, dass die verkrustete Volkswirtschaftslehre aus Fehlern gelernt hat und wieder facettenreich wird.

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