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02.09.2013 21:29:58

Schwäbische Zeitung: Leitartikel - Schenkelklopfer statt Substanz

Ravensburg (ots) - Alle haben das Duell geschaut, manch' eine Redaktion scheint sich überschlagen zu haben vor lauter Aufregung. Unser neuer Online-Chef, der jahrelang aus London für die Schwäbische Zeitung berichtet hat, sagte am Montag nur: "Das TV-Duell Merkel-Steinbrück wäre aus englischer Sicht ein Misserfolg. Sachlich und informativ ja, aber zu steril, nicht menschlich genug, kaum Interaktion der Politiker, zu wenig Polemik, zu viel pseudolockeres Raab-Geschwafel."

Mit anderen Worten: Das Duell war keines, es war ein Langeweiler. Das hatten die meisten auch erwartet, denn bereits im Vorfeld war ein Konsens ausgehandelt worden. Die Parteizentralen hatten mühselig bis ins kleinste Detail das Vorgehen mit den Fernsehmächtigen abgestimmt. Die Profis wussten, dass die Diskussion nicht wahlentscheidend werden würde und deshalb ging es nur noch darum, wie sich ein Außenseiter unterhaltungstechnisch gegen die aktuelle und wahrscheinlich zukünftige Amtsinhaberin schlägt.

Was sagt dieses Duell aber über uns, über die Gesellschaft aus? Der gelernte Metzger Stefan Raab lieferte brav und nannte den Merkel-Herausforderer Steinbrück den "King of Kotelett". Manch einer mag so einen Schenkelklopfer mögen, nur was hat das mit der Qualifikation eines Bewerbers zu tun, der die größte Industrienation Europas regieren will? Auch war die schwarz-rot-goldene Halskette der Kanzlerin recht hübsch anzuschauen. Allein: Was soll die mit Regierungskunst zu tun haben?

Deutschland sollte sich langsam fragen, ob vier Moderatoren bei zwei Kandidaten nicht drei zu viel sind, wenn es darum geht, politische Willensbildung zu betreiben. Anstatt wie gebannt auf die Sanduhr zu blinzeln, sollte ein echtes Duell auch echte Argumente und Emotionen zulassen. Dass die TV-Macher anschließend auf ihren Sendern in einer Art Nachklapp-Show ihr Tagwerk in den Himmel lobten, lässt eine Frage aufkommen: Um was ging es bei diesem TV-Duell eigentlich? Um Eitelkeit? Um Einschaltquote? Oder um unser Land?

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Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

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