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12.02.2017 23:13:56

Schwäbische Zeitung: Die Zeichen der Zeit erkannt - Leitartikel zu Steinmeier

Ravensburg (ots) - So kannte man Frank-Walter Steinmeier bisher nicht. Dass er ein guter Politiker und vor allem ein versierter Diplomat ist, steht fest. Schließlich führte ihn seine Karriere von Schröders "Machma"-Kanzleramtschef zum weltweit anerkannten Diplomaten. Doch als eines war Steinmeier bisher nicht bekannt: als Mutmacher.

Steinmeier ist klug genug, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Die Ängste der Menschen, die von jenen benutzt werden, die alles zerschlagen wollen, was ihnen Angst macht. Die am liebsten die ganze etablierte Politiker-Riege, deren Vertreter Steinmeier in Reinkultur ist, hinwegfegen wollen.

Doch die Bundesversammlung in Berlin hat eine starke Antwort gegeben. Mit Dreiviertel-Mehrheit hat sie den Politiker Steinmeier ins Amt des neuen Bundespräsidenten gewählt. Die SPD, weil er ohnehin ihr Wunschkandidat ist, Union und Grüne, weil sie der Verantwortung nicht ausgewichen sind. Sie standen, wenn auch teils zähneknirschend, zu einem verantwortlichen Politiker, einem, der die politischen Finessen kennt wie kein anderer, der reden, verhandeln und lenken kann, und das nicht als Selbstzweck, sondern weil er etwas für andere erreichen will. Der für ein geeintes Europa ebenso gekämpft hat wie für den Frieden in der Welt. Nicht immer erfolgreich, aber beharrlich. Und es ist genau dieses Nicht-Aufgeben, das ständige Bemühen um den besten Weg, das die deutsche Demokratie auszeichnet und stark macht.

Auch da hat die Bundesversammlung ein deutliches Signal gesendet. Wenn sich von links bis rechts alle Delegierten außer jenen der AfD erheben, um Norbert Lammerts Art von Anti-Trump-Aufruf zu folgen, sich nicht einzumauern, keinen Isolationismus zu predigen, dann ist das bemerkenswert. Der Bundestagspräsident hat auf höherer Ebene eingefordert, was der neue Bundespräsident mit einfachen Worten beschrieb: Wenn das Fundament anderswo wackelt, muss Deutschland um so fester stehen. Von Haltung spricht Lammert, von Mut Steinmeier. Beides ist bitter nötig.

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Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

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