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14.11.2016 20:27:37

Schwäbische Zeitung: Auf dem richtigen Weg - Leitartikel zu Steinmeier

Ravensburg (ots) - Seit fast einem Jahr muss die Bundeskanzlerin ertragen, dass bei ihr am Kabinettstisch einer sitzt, der in der Gunst der Deutschen höher steht als sie selbst. Dass sie es nun sogar hinnimmt, dass der Sozialdemokrat Frank-Walter Steinmeier auch von der Union bei der Wahl für das Bundespräsidentenamt unterstützt werden soll, zeugt, wenn nicht von Größe, so doch von Geschichtsbewusstsein. Angela Merkel (CDU) hat sich schon einmal gegen einen Kandidaten gesträubt, den sie später als verlässlichen Partner schätzen lernte. Bundespräsident Joachim Gauck wurde zu einer der großen Stützen für Merkel in Zeiten von Flüchtlingsbewegungen und Sinnkrise der EU.

Ein Bundespräsident muss, auch wenn er meist repräsentiert, einen klaren Kompass für die Verfasstheit einer Gesellschaft haben. Von ihm braucht es programmatische Reden und deutliche Stellungnahmen zu bedenklichen oder auch erfreulichen Entwicklungen. Frank-Walter Steinmeier, der unermüdliche Diplomat, hat in den letzten Jahren in der Ukraine vermittelt, im Nahen Osten und nicht zuletzt beim Atomvertrag mit Iran. Seine Beliebtheit rührt aus der Tatsache, dass er sein Gegenüber aufschließt und darauf bedacht ist, dass der andere sein Gesicht wahren kann. Dass er sich fremden Ländern durch deren Kultur und Literatur nähert, unterscheidet ihn von vielen anderen deutschen Politikern. Ausland kann er also. Dass der frühere Kanzleramtschef auch noch Inland kann, muss er zeigen.

Nach dem enervierenden Gezerre der letzten Tage zwischen SPD, Grünen und Union um einen Kandidaten und nach dem Schock der Trump-Wahl, wirkt die Festlegung auf Steinmeier beruhigend. Es soll einer von Format kommen, der sich obendrein mit dem jetzigen Amtsinhaber versteht und ihm auf Augenhöhe begegnet. In den stürmischen Zeiten, die auf Deutschland mit dem Erstarken der Rechtspopulisten und nach dem Sieg Trumps in den USA zukommen, wirkt die Vorauswahl Steinmeiers wie ein Zeichen, dass dieses Land immer noch auf dem richtigen Weg ist.

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