Schulz stellt sich gegen Schäubles "Grexit"-Vorschlag auf Zeit

   Von Christian Grimm

   BRÜSSEL/BERLIN (Dow Jones)--EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hat sich gegen den deutschen Vorschlag für ein temporäres Euro-Aus Athens gestellt. Der Vorschlag befindet sich zwar laut EU-Vertretern weiter in der gemeinsamen Erklärung der Finanzminister, doch Schulz schätzt seine Chancen als gering ein. "Ich glaube nicht, dass Griechenland das akzeptiert. Dem sollte man dann auch nicht so viel Zeit widmen in der Debatte", meinte der SPD-Politiker am Sonntagnachmittag.

   Über das Papier ihrer Minister beraten seit dem Nachmittag die Staats- und Regierungschefs aus dem Währungsblock. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) schlägt darin einen Grexit für fünf Jahre vor, in denen sich Griechenland berappeln soll. Danach könnte es in die Währungsunion zurückkehren.

   Schulz hatte zum Beginn des Sondergipfels die Staats- und Regierungschef in einer Rede gedrängt, in den nächsten Stunden zu einer Einigung zu kommen. Daran knüpft Schulz den Ruf der Europäischen Union in der Welt. "Es geht hier nicht um eine irgendeine Entscheidung, sondern um die EU als ernstzunehmende politische Kraft", betonte der Parlamentspräsident aus Deutschland. Schlägt der Gipfel fehl, befürchtet Schulz eine Katastrophe in Griechenland.

   Schäubles Vorschlag wird vor allem aus Frankreich und Italien bekämpft. Er sei gemacht worden, um die "Galerie zu unterhalten", sagte Schäubles französischer Amtskollege Michel Sapin. Zuvor hatte sich bereits Staatschef Francois Hollande ablehnend geäußert. "Es gibt keinen provisorischen Grexit", hatte Hollande bei seiner Ankunft in Brüssel gesagt.

   Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hält einen "Grexit auf Zeit" für eine "Mogelpackung". "Das ist nichts anderes als ein Grexit", sagte Bofinger dem Handelsblatt.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/chg/apo

   (END) Dow Jones Newswires

   July 12, 2015 12:06 ET (16:06 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 06 PM EDT 07-12-15