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02.03.2022 15:11:00

Sberbank-Ausfall trifft auch Raiffeisen und Sparkassen hart

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Der Ausfall der Sberbank Europe wird teuer für die heimischen Banken. Nachdem die Finanzmarktaufsicht (FMA) der europäischen Sberbank-Tochter die Fortführung des Geschäftsbetriebs untersagt hat, ist der Einlagensicherungsfall eingetreten. Der Schaden beläuft sich auf rund 913 Mio. Euro. Dieser muss nun von allen Sicherungssystemen - also der Einlagensicherung Austria (ESA) sowie den Sicherungssystemen der Raiffeisen-Gruppe und der Sparkassen - gedeckt werden.

Aufgrund des Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetzes (ESAEG) sind Kundenguthaben bis zu 100.000 Euro pro Person durch die Einlagensicherung Austria (ESA) gesichert. Die rund 35.000 Kunden der Sberbank Europe sind fast ausschließlich deutsche Privatkunden.

Dass diesmal nicht nur die ESA, sondern alle Banken in Österreich für die gesicherten Sberbank-Einlagen einstehen müssen, liegt daran, dass die Sberbank Europe zum sogenannten "gesonderten Rechnungskreis" gehört. Die ESA ist allerdings für die operative Umsetzung zuständig.

In welcher Größenordnung die einzelnen Sicherungssysteme zahlen müssen, ergibt sich laut ESA-Chef Stefan Tacke aus den "gedeckten Einlagen der jeweiligen Mitgliedsinstitute zum 31.12.2021." Daraus lasse sich eine ungefähre Verteilung der Last von 40 Prozent für die ESA, 36 Prozent für Raiffeisen und 24 Prozent für die Sparkassen ableiten, so Tacke zur APA.

Nach dieser Aufteilung müsste die ESA demnach in etwa 365 Mio. Euro berappen, das Sicherungssystem der Raiffeisengruppe müsste für rund 273 Mio. Euro aufkommen und die Sparkassen-Gruppe für rund 219 Mio. Euro. Um die notwendigen Beiträge ganz genau bestimmen zu können, müsse man aber die vollständigen Daten der Sberbank Europe abwarten.

Die Auszahlung muss laut Gesetz innerhalb von 10 Tagen erfolgen. "In den nächsten Tagen werden alle Einleger von der EdB (Entschädigungseinrichtung deutscher Banken, Anm.) einen Brief erhalten, in dem die erforderlichen weiteren Schritte erklärt werden", heißt es von der ESA. Für rund 120 österreichische Einleger - es handelt sich ausschließlich um Firmenkunden - werde man das Entschädigungsverfahren direkt abwickeln. "Nächste Woche kann man beantragen und wir sehen an den anderen Beispielen, die es gab, dass das immer sehr zügig und rasch funktioniert hat", sagte ESA-Aufsichtsratschef Franz Rudorfer im Ö1-Mittagsjournal des ORF.

Obwohl nahezu ausschließlich deutsche Kunden vom Ausfall der Sberbank Europe betroffen sind, wird die deutsche Einlagensicherung, die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB), keinen Beitrag leisten. "Die Sberbank Europe AG ist eine österreichische Bank mit Sitz in Wien. Damit ist für die Entschädigung alleine die ESA zuständig, die dafür die finanziellen Mittel von allen österreichischen Banken erhält," so Tacke.

Es werde auch nicht möglich sein, nach der Auszahlung Geld von der EdB zurückzufordern. Gut möglich sei nach derzeitigen Informationen allerdings, dass "die ESA über ein Insolvenzverfahren den größten Teil der von ihr nun für die Entschädigung verwendeten Finanzmittel wieder zurückbekommen" wird.

Finanzexperten zufolge dürfte die Sberbank Europe nach den erfolgten Maßnahmen der FMA nun rasch in die Insolvenz schlittern. Ob und allenfalls wann ein Insolvenztatbestand erfüllt ist, muss nun der von der FMA als Aufpasser bestellte Regierungskommissär feststellen.

Die Sberbank Europe war nicht nur in Österreich und Deutschland tätig, sondern auch in Kroatien, Tschechien, Ungarn, Slowenien, Serbien und Bosnien-Herzegowina. Wie die russische Sberbank aber am Mittwoch bekannt gab, will sich die Bank in Anbetracht der Lage nun ganz aus Europa zurückziehen.

Für einige Länder ist bereits eine Lösung gefunden. So wurde die Sberbank in Slowenien von der größten Bank im Land, der NLB, gekauft. Die kroatische Tochterbank wurde von der staatlichen Postbank, Hrvatska Postanska Banka (HPB), übernommen. In Serbien wurde am Dienstag die bereits im Herbst angekündigte Übernahme durch die serbische Bank AIK, die der MK Group von Miodrag Kostic gehört, von der serbischen Notenbank abgesegnet.

In Tschechien hat die dortige Nationalbank (CNB) indessen am Montag ein Lizenzentzug-Verfahren bei der Sberbank CZ gestartet. Wie in Österreich könnte damit auch für die Sberbank in Tschechien möglicherweise eine Insolvenz bevorstehen. Offen ist noch das Schicksal der Sberbank-Töchter in Ungarn und Bosnien-Herzegowina.

(Redaktionelle Hinweise: GRAFIK 0317-22, Format 88 x 56 mm) bel/ivn/cri

ISIN RU0009029540 WEB http://www.sberbank.at

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