22.01.2016 07:45:48

SAP hebt Mittelfristziele an, Cloud-Geschäft beflügelt

   Von Archibald Preuschat

   WALLDORF (Dow Jones)--Der weltgrößte Anbieter von Unternehmenssoftware SAP gibt sich optimistischer für die Zukunft. Nach einem erfolgreichen Jahr 2015 hob der DAX-Konzern am Freitag die Mittelfristziele für 2017 an. Noch vor einem Jahr enttäuschte SAP an dieser Stelle, als das Unternehmen den vorherigen Mittelfristausblick zurückschraubte, um mehr in das prosperierende Cloud-Geschäft investieren zu können.

   Die Rechnung könnte aufgehen. Jetzt erwartet SAP, dass das Cloud-Geschäft, bei dem Software nicht mehr fest auf den Servern der Kunden installiert wird, sondern in externen Rechenzentren gehostet wird, noch schneller wächst. Die Erlöse aus dem Geschäft sieht der Konzern nunmehr auf 3,8 bis 4,0 Milliarden Euro im Jahr 2017 anwachsen. Ein Jahr zuvor lag das Ziel noch bei 3,5 bis 3,6 Milliarden Euro. Das Geschäft mit Cloud-Subskriptionen und -Support sowie Softwaresupport soll im kommenden Jahr 63 bis 65 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen. Die Cloud-Subskriptions- und Supporterlöse sollen in absoluten Zahlen mit dem Umsatz aus Softwarelizenzen fast gleich ziehen, ihn in 2018 gar übertreffen.

   Den Gesamtumsatz 2017 sieht SAP jetzt in einer Spanne zwischen 23,0 und 23,5 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor lagen die Erwartungen hier bei 21 bis 22 Milliarden Euro. Weniger aggressiv gibt sich SAP beim in 2017 erwarteten Betriebsergebnis. Hier wurde die Spanne auf 6,7 bis 7,0 Milliarden von zuvor 6,3 bis 7,0 Milliarden Euro lediglich verengt.

   In seinem Ausblick stellt das Unternehmen aus Walldorf auf Kennzahlen ab, die nicht nach IFRS-Standards errechnet werden. Sie unterscheiden sich von den IFRS-Zahlen im Wesentlichen dadurch, dass Aufwendungen aus Akquisitionen ebenso unberücksichtigt bleiben wie Kosten für Aktienkomponenten in Managergehältern, Rechtsstreitigkeiten und Restrukturierungsmaßnahmen.

   "SAP ist stärker als jemals zuvor", sagte CEO Bill McDermott, der zurzeit auf dem World Economic Forum in Davos weilt, Journalisten am Morgen am Telefon.

   Seine Ziele für 2020 passte SAP am Freitag indes nicht an.

   Der DAX-Konzern verdiente im abgelaufenen Jahr nach IFRS-Standards 3,06 Milliarden Euro, ein Rückgang um 7 Prozent.

   Die meisten Kennzahlen hatte SAP bereits Anfang der vergangenen Woche veröffentlicht und bei dieser Gelegenheit auch seine Ziele für das laufende Jahr gesetzt. Demnach hat das Unternehmen im vergangenen Jahr seine selbst gesteckten Ziele deutlich übertroffen und auch im wichtigen Schlussquartal bei den meisten relevanten Kennziffern überzeugt.

   Im Cloud-Geschäft will SAP im laufenden Jahr 2,95 bis 3,05 Milliarden Euro erlösen. Wird das obere Ende der Prognosespanne erreicht, bedeutet das ein Plus von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr, rechnet SAP vor. Bei den Cloud- und Softwareerlösen will SAP 2016 nur noch um 6 bis 8 Prozent wachsen und damit weniger stark als noch im Vorjahr. Auch das Betriebsergebnis soll mit 6,4 bis 6,7 Milliarden Euro nur leicht über den 6,35 Milliarden Euro aus dem Jahr 2015 liegen.

   Im vergangenen Jahr war SAP erfolgreicher als vom Unternehmen selbst in Aussicht gestellt. Mit dem Cloud-Geschäft wurden 2,3 Milliarden Euro erlöst, hier hatte das Ziel bei 1,95 bis 2,05 Milliarden Euro gelegen. Das Betriebsergebnis erreichte 6,35 Milliarden Euro und übertraf damit die Prognosespanne von 5,6 bis 5,9 Milliarden Euro. Die Cloud- und Softwareerlöse stiegen um 12 Prozent, hier lag das Ziel zuvor bei 8 bis 10 Prozent. SAP gibt seinen Ausblick stets auf Nicht-IFRS-Basis und auf Annahme konstanter Wechselkurse.

   Ein Teil des Umsatzwachstums ist indes auf milliardenschwere Zukäufe zurückzuführen. So enthalten die Umsatz- und Ergebnis-Kennzahlen für den Berichtszeitraum die Umsätze und Ergebnisse der zugekauften Unternehmen Concur und Fieldglass. In den Vergleichszahlen des Vorjahres ist Concur ab dem 4. Dezember und Fieldglass ab dem 2. Mai enthalten.

   SAP muss einen Balanceakt hinlegen: Zum einen will sich der Konzern Marktanteile im Cloud-Geschäft sichern, also mit Software, die auf externen Servern gespeichert werden. Der Konzern hat dafür 2014 auch Milliarden in Zukäufe gesteckt. Zum anderen generiert SAP mit Anwendungen auf den Servern der Kunden immer noch das Gros seiner Erlöse.

   Im abgelaufenen Quartal gelang der Balanceakt: So schaffte das Cloud-Geschäft (Non-IFRS) ein Umsatzplus von währungsbereinigt 60 Prozent auf 630 Millionen Euro. Softwarelizenzen, also das Neugeschäft, legten beim Umsatz um währungsbereinigt 11 Prozent auf 2,15 Milliarden Euro zu. Cloud und Software zusammen erlösten 5,38 Milliarden Euro, ein währungsbereinigtes Plus von 13 Prozent. Der Gesamtumsatz stieg derweil währungsbereinigt um 11 Prozent auf 6,35 Milliarden Euro.

   Der Erfolg des Cloud-Geschäfts kostet gleichwohl Marge. Sie sank im Schlussquartal nach den üblichen Rechnungslegungsstandards um 5,3 Prozentpunkte auf 26,8 Prozent. Ohne Berücksichtigung von IFRS erreichte SAP eine Marge von 35,9 Prozent, im Vorjahresvergleich immer noch ein Minus von 2,6 Prozentpunkten. Nun ist das Cloud-Geschäft nicht per se unrentabler als das mit fest installierter Software. Doch es braucht vier Jahre, bis in der Cloud die Umsätze erreicht werden, die im klassischen Software-Geschäft sofort anfallen würden. Die gleiche Profitabilität wird wegen Anlaufkosten für den Bau von Rechenzentren sogar erst nach fünf Jahren erreicht.

   Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com

   DJG/apr/jhe

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   January 22, 2016 01:14 ET (06:14 GMT)

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