23.11.2018 10:53:43

ROUNDUP: Unternehmensstimmung in der Eurozone fällt auf Vierjahrestief

LONDON (dpa-AFX) - Die Konjunktursorgen in der Eurozone nehmen zu: Wie das Forschungsinstitut Markit am Freitag in London mitteilte, fiel der von ihm erhobene Einkaufsmanagerindex im November auf den tiefsten Stand seit knapp vier Jahren. Der Indikator, der auf einer Unternehmensumfrage basiert, ging im Monatsvergleich um 0,7 Punkte auf 52,4 Zähler zurück. Analysten hatten im Schnitt einen deutlich geringeren Rückgang erwartet. Besonders in der größten Volkswirtschaft Deutschland trübten sich die Indikatoren ein.

An den Finanzmärkten wirkte sich die Stimmungseintrübung deutlich aus. Der Euro gab spürbar nach und fiel bis auf 1,1365 US-Dollar. Deutsche Bundesanleihen als sicher empfundene Anlage erhielten Zulauf, im Gegenzug ermäßigten sich ihre Renditen. Der deutsche Aktienmarkt gab einen Teil seiner zuvor erzielten Gewinne ab.

Es deute sich an, dass die Wachstumsschwäche im dritten Quartal kein kleiner Ausrutscher gewesen sei, kommentierte Markit-Chefökonom Chris Williamson. Wie das Statistische Bundesamt zuvor bestätigte, ist die deutsche Wirtschaft im Sommer erstmals seit dreieinhalb Jahren geschrumpft. Vor allem der Außenhandel und der private Konsum entwickelten sich schwach. Die Eurozone war im dritten Quartal nur um 0,2 Prozent gewachsen.

Die Indikatoren von Markit zeichnen für Deutschland kein positives Bild. In der Industrie fiel die Unternehmensstimmung auf den tiefsten Stand seit gut zweieinhalb Jahren, bei den Dienstleistern wurde ein sechsmonatiger Tiefstand erreicht. In Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft im Euroraum, trübten sich die Indikatoren nur leicht ein. Alle Werte liegen noch über der Wachstumsgrenze von 50 Punkten.

Nicht nur in der Eurozone, auch in vielen anderen Industrie- und Schwellenländern nehmen zurzeit die Wachstumssorgen zu. Als Hauptgrund nennen Ökonomen vor allem politische Faktoren wie den Handelsstreit zwischen den USA und China, den Haushaltsdisput zwischen Italien und der EU sowie die Furcht vor einem ungeordneten Ausscheiden Großbritanniens aus der EU. Auch Markit-Fachmann Williamson nannte politische Unsicherheit als wichtigen Grund für die Eintrübung.

Selbst in den USA, der größten Volkswirtschaft der Welt, mahnen Fachleute zur Vorsicht, nicht zuletzt wegen der ungewöhnlich langen Dauer des aktuellen Konjunkturaufschwungs. Hinzu kommen zunehmend schwächere Daten vom amerikanischen Häusermarkt, der eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden und die Konsumfreude der privaten Haushalte spielt. Zuletzt hatte sich der Vizechef der US-Notenbank Richard Clarida besorgt über die globalen Konjunkturaussichten und die Rückwirkungen auf die USA geäußert.

^Region/Index November Prognose Vormonat

EURORAUM

Gesamt 52,4 53,0 53,1

Verarb. Gew. 51,5 52,0 52,0

Dienste 53,1 53,6 53,7

DEUTSCHLAND

Verarb. Gew. 51,6 52,2 52,2

Dienste 53,3 54,5 54,7

FRANKREICH

Verarb. Gew. 50,7 51,2 51,2

Dienste 55,0 55,0 55,3°

(in Punkten)

/bgf/jkr/jha/

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