10.07.2013 17:16:32

ROUNDUP/Studie: Wiedervereinigung bringt Ostdeutschen längeres Leben

    ROSTOCK (dpa-AFX) - Politische Wende und Wiedervereinigung haben den Ostdeutschen nicht nur Meinungs- und Reisefreiheit beschert, sondern laut einer Studie auch ein längeres Leben. Der Untersuchung des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock zufolge haben Frauen im Osten nach dem Umbruch im Durchschnitt vier und Männer knapp sechs Jahre an Lebenszeit hinzugewonnen. Ein Grund: Die bessere Behandlung von Herz-Kreislauf -Erkrankungen, die als Haupttodesursache gelten. "Aber auch veränderte Lebensgewohnheiten, eine verbesserte Versorgung und eine bessere finanzielle Ausstattung der Rentner sind wohl mit verantwortlich für die Entwicklung", sagte am Mittwoch der Rostocker Wissenschaftler Tobias Vogt.

    Nach einem international anerkannten Modell hatte er zunächst die heutige Lebenserwartung in einer imaginär fortexistierenden DDR ermittelt. Auch dort, so die Annahme, hätte der medizinische Fortschritt das Leben verlängert. Allerdings hätten Frauen nur 2,2 Jahre und Männern gerade 10 Monate hinzugewonnen, errechnete Vogt. Tatsächlich sei die Lebenserwartung in Ostdeutschland von 1990 bis 2008 aber bei Frauen um 6,3 auf 82,4 Jahre und bei Männern um fast 7 auf 76,5 Jahre gestiegen, sagte Vogt.

    Vor allem bei den über 60-Jährigen, das stellte der Wissenschaftler fest, stieg der Lebenserwartung beträchtlich. Bis zu 80 Prozent der zusätzlichen Lebenszeit gehe auf ihr Konto, bei den unter 40-Jährigen habe sich die Sterberate hingegen kaum verändert. Vogt verwies darauf, dass bis Mitte der 1970er Jahre der Anstieg der Lebenserwartung in West- und Ostdeutschland nahezu parallel verlief. Dank erfolgreicher Impfaktionen sei damals vor allem die Kindersterblichkeit erheblich gesenkt worden. Doch sei die Schere zwischen Ost und West danach weit auseinandergegangen.

    In der DDR sei die Lebenserwartung nur noch langsam gewachsen. In der damaligen BRD hingegen habe sich der rapide Anstieg fortgesetzt, vor allem auch weil Herz-Kreislauf-Krankheiten bei Älteren wirkungsvoller behandelt werden konnten. Die ostdeutsche Sozialpolitik sei dagegen weniger auf ältere Menschen als vielmehr auf den Erhalt der Arbeitskraft ausgerichtet gewesen. 1990, so werde geschätzt, hinkte die Gesundheitsversorgung im Osten der im Westen um 15 bis 20 Jahre hinterher.

    Eine andere Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung hatte allerdings ergeben, dass ostdeutsche Frauen heute auch deshalb länger leben, weil sie früher - im Gegensatz zu heute - weniger rauchten. Die Wissenschaftler vermuten, dass dies auch mit der früher höheren Geburtenrate im Osten zusammenhängt. Schwangere verzichteten eher auf Nikotin als Frauen, die sich gegen das Kinderkriegen entschieden./fp/DP/jkr

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