17.10.2008 12:48:00

ROUNDUP/Spediteure fordern: Maut-Erhöhung muss um ein Jahr verschoben werden

        MANNHEIM (dpa-AFX) - Durch die Maut-Erhöhung zum Jahreswechsel kommen auf die deutschen Speditionen nach Angaben ihres Verbandes Belastungen von rund zwei Milliarden Euro zu. Außerdem würden zahlreiche Existenzen im Lastwagengewerbe gefährdet, kritisierte der Präsident des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes, Michael Kubenz, am Freitag in Mannheim. "Ein solcher Kostenschub ist nicht gerechtfertigt und wird den Standort Deutschland erheblich belasten", sagte er vor Beginn des DSLV-Unternehmertages. Viele Firmen würden wegen der Zusammensetzung ihrer Fahrzeugflotte rund 19 Cent pro Kilometer zahlen müssen. Auch mit Blick auf die aktuelle Finanzkrise sieht Kubenz deutlich weniger Probleme, würde die Erhöhung der Autobahngebühr um ein Jahr verschoben.

    "Die Mehrbelastungen fallen letztlich auf die Gesamtwirtschaft und den Verbraucher zurück", sagte Kubenz. "Die bittere Folge: zunehmende Pleiten in der Transport- und Logistikbranche und Arbeitsplatzverluste vor allem im mittelständische Bereich."  Zudem werde die geplante Erhöhung der Gebühr deutlich teurer ausfallen, als bislang von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) angekündigt. Während die Firmen mit 19 Cent pro Kilometer rechnen, gibt die Bundesregierung bislang eine Anhebung des durchschnittlichen Mautsatzes von 16,3 Cent an. Derzeit beträgt dieser etwa 13,5 Cent.

    Nach Ansicht von Kubenz wird die Erhöhung der Maut zudem nicht auf Dauer zu zusätzlichen Investitionen führen, sondern vom Bund primär zur Haushaltskonsolidierung missbraucht. Auch im Kampf um die Entlastung der "aus allen Nähten platzenden Infrastruktur" spürt der DSLV-Präsident nach eigenen Angaben wenig Entgegenkommen aus Berlin. "Wer darauf setzt, dass Güter auf die Bahn verlagert werden, wenn der Lastwagen im Dauerstau untergeht, der übersieht die Realitäten", kritisierte er. Auch bei der Bahn seien die Kapazitäten nahezu erschöpft. Außerdem wolle die Bahn nur die Transportaufträge übernehmen, mit denen sie Geld verdienen könne.

    Die Lösung: "Wir brauchen eine internationale Verknüpfung aller Verkehrsträger, wie es zum Beispiel bereits beim Flughafen mit der Möglichkeit zum Umsteigen auf die Bahn ermöglicht wird." Es gebe schon entsprechende Einrichtungen für Bahn, Straße und Binnenschifffahrt zum Beispiel in Ludwigshafen. "Wir müssen sie aber ausbauen", forderte Kubenz. "Doch anstatt zu investieren werden die Mittel reduziert." Nach seinen Angaben fehlen ein bis zwei Milliarden Euro, um die nötige Infrastruktur zu schaffen. "Eine lächerliche Summe angesichts des derzeitigen Rettungspaketes für die Banken."

    Der DSLV wurde im Jahr 2003 gegründet. Zusammengeschlossen haben sich darin die beiden wichtigsten Interessenvertretungen der Branche - der Bundesverband Spedition und Logistik (BSL) und die Vereinigung Deutscher Kraftwagenspediteure (VKS). Mit rund 4000 Mitgliedern repräsentiert der DSLV nach eigenen Angaben etwa 90 Prozent des bei rund 55 Milliarden Euro liegenden Branchenumsatzes./ov/DP/wiz

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