14.02.2019 18:12:40

ROUNDUP: Sorge um Jobs nach Insolvenz von Buchgroßhändler KNV

ERFURT/STUTTGART (dpa-AFX) - Der Insolvenzantrag des Stuttgarter Buchgroßhändlers KNV hat in Thüringen für Betroffenheit gesorgt. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren bei Erfurt mit Millionenaufwand ein Logistikzentrum mit einigen Hundert Arbeitsplätzen aufgebaut. Der Insolvenzantrag sei eine "bittere Nachricht", erklärte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) am Donnerstag.

Die schwache Entwicklung des Buchmarktes, aber auch "gewisse Anlaufschwierigkeiten am neuen Logistikstandort Erfurt" hätten das baden-württembergische Traditionsunternehmen vor besondere Herausforderungen gestellt. Tiefensee hofft, dass aus der Insolvenz heraus ein Neustart gelingt.

Der Buch- und Mediengroßhändler Koch, Neff & Volckmar (KNV-Gruppe) beschäftigt insgesamt rund 1900 Mitarbeiter. Er teilte mit, dass am Donnerstag Insolvenzantrag beim Amtsgericht Stuttgart gestellt wurde. Als Grund nannte das Familienunternehmen gescheiterte Gespräche mit potenziellen Investoren. Das brachte den Großhändler, der Bindeglied zwischen Verlagen und Buchhandlungen ist, in die schwierige Finanzlage. Ein vorläufiger Insolvenzverwalter wurde nach Angaben des Amtsgericht noch nicht bestellt.

Nach früheren Angaben hat KNV rund 150 Millionen Euro in das neue Logistikzentrum bei Erfurt investiert, das Teile des Buchhandels belieferte. 2014 war es offiziell in Betrieb genommen worden. Thüringens Wirtschaftsministerium hatte damals mitgeteilt, die Ansiedlung sei mit rund 22 Millionen Euro gefördert worden.

Tiefensee sagte, Thüringen habe die schwierige Entwicklung des KNV-Standorts gesehen "und natürlich gehofft, "dass die Wende zum Positiven geschafft wird". Ein Neustart aus der Insolvenz müsste das Ziel sein, erklärte der Minister. "Als Land werden wir den weiteren Prozess selbstverständlich begleiten." Sein Ministerium gehe davon aus, dass ein Insolvenzverwalter den Geschäftsbetrieb und die Investorensuche fortsetzen werde. Wenn er eingesetzt sei, werde Kontakt zu ihm aufgenommen.

Parallelen zu anderen Insolvenzen im Logistikbereich in Thüringen, zuletzt ging es um einen Internet-Modehändler, sieht Tiefensee nicht.

KNV gilt als einer der führenden Buch- und Mediengroßhändler der Branche. Zuletzt verhandelte das Unternehmen mit einem Investor. Der sprang aber ab. Zuvor waren die Warenkreditversicherer laut KNV-Mitteilung nicht bereit gewesen, ihre Limits zu erhöhen. Sie springen bei Zahlungsausfällen bei den Lieferanten ein. "Die Finanzierer des Unternehmens waren auf dieser Basis nicht mehr bereit, das bestehende Engagement weiter fortzusetzen, obwohl seitens der Geschäftsleitung ein valides Fortführungskonzept ohne Investorenlösung vorgestellt wurde", begründete KNV den Insolvenzantrag.

Der Mittelständler beliefert nach eigenen Angaben insgesamt 5600 Buchhandelsfilialen, davon 4200 in Deutschland, 800 in Österreich und der Schweiz sowie 600 Buchhandlungen in anderen Ländern.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hofft auf eine Fortführung der Geschäftstätigkeit des Familienunternehmens. Da KNV ein wichtiger Akteur auf dem Markt sei, hätte es einen spürbaren Effekt auf die Lieferkette, wenn das Geschäft nicht weitergeführt würde, sagte Hauptgeschäftsführer, Alexander Skipis. "Wir gehen davon aus, dass die jetzt handelnden Personen sich der hohen Verantwortung für die Branche bewusst sind." KNV setzt eigenen Angaben zufolge darauf, dass der Verkauf an einen Investor in einem zweiten Anlauf klappt.

Die LKG (Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft mbH) ist nach Unternehmensangaben von der Insolvenz nicht betroffen./ro/DP/edh

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