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17.01.2013 20:12:35

ROUNDUP: Grüne Woche eröffnet - Bauern verteidigen Erfolge gegen Kritik

    BERLIN (dpa-AFX) - Wachsende Umsätze, steigende Einkommen: Die deutsche Landwirtschaft beginnt an diesem Freitag mit breiter Brust ihren Jahresauftakt - die Grüne Woche in Berlin. Zur weltgrößten Agrarmesse haben sich 1630 Aussteller angemeldet, mehr als 400 000 Besucher werden erwartet. Nicht zu überhören ist beim Branchentreffen der Landwirte und Ernährungsindustrie aber auch die Kritik: Umwelt- und Verbraucherschützer, aber auch kleinere und ökologisch wirtschaftende Bauern werfen den Großbetrieben vor, sie erzielten ihre Profite auf Kosten von Natur- und Tierschutz.

 

    "Wir deutschen Bauern gehen selbstbewusst und mit verhaltenem Optimismus in das Jahr 2013", sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied am Donnerstag. Die Landwirte verdienen derzeit gut. 2012 waren ihre Einkommen um 3,6 Prozent gestiegen. "Es sieht so aus, als werde sich dieser Trend 2013 fortsetzen", sagte Ministerin Ilse Aigner (CSU), die die weltgrößte Agrarmesse am Abend eröffnete.

 

    "Im Kampf gegen Hunger und Armut in der Welt führt kein Weg an einer starken Landwirtschaft vorbei", sagte Aigner bei der Eröffnungsfeier. Mehr öffentliches und privates Geld für die Landwirtschaft sei nötig. Aigner berät während der Leistungsschau mit Regierungsvertretern aus 82 Ländern darüber, wie die Welternährung durch Investitionen gesichert werden kann. Die Welternährungsorganisation geht davon aus, dass 83 Milliarden US-Dollar in Ernährung, Landwirtschaft und Entwicklung auf dem Land gesteckt werden müssen, um 2050 die dann rund 9,3 Milliarden Menschen zu ernähren.

 

    Die Branche in Deutschland erzielt ihr Wachstum derzeit hauptsächlich durch den Export, etwa nach Osteuropa und Asien. Aigner schätzte den Wert der Ausfuhren des vergangenen Jahres auf 62 Milliarden Euro. Nach Auskunft der Exportförderorganisation Gefa nach Daten des Statistischen Bundesamts wuchsen die Ausfuhren von Januar bis Oktober 2012 um 4,8 Prozent auf den Rekordwert von 58,6 Milliarden Euro - dabei ist die Landtechnik eingerechnet.

 

    Wichtigste Ausfuhrgüter sind demnach Fleisch- und Fleischwaren (7,8 Mrd Euro). Nach einer Untersuchung der Grünen-Bundestagsfraktion wird Deutschland und besonders das Bundesland Niedersachsen zum "Maststall Europas". Demnach wurden in den vergangenen vier Jahren bundesweit neue Schweinemastställe mit 2,5 Millionen Plätzen genehmigt - 60 Prozent mehr als in den vier Jahren zuvor. Über die Studie berichtete auch die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (Donnerstag).

 

    Zumindest den deutschen Kunden kommt es bei Fleisch, Milch und anderen Lebensmitteln laut einer Umfrage besonders auf eine artgerechte Tierhaltung an. Diese sei beim Einkauf für 89 Prozent wichtig oder sehr wichtig, ergab die Umfrage im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Zugleich legten 66 Prozent der Befragten aber in gleichem Maße Wert auf preiswerte Ware.

 

    Artgerechte Tierhaltung muss aus Sicht der Grünen-Fraktionschefin Renate Künast zum Standard der Landwirtschaft werden. "Die Devise lautet: Nicht die Tiere den Ställen, sondern umgekehrt, die Ställe den Tieren anpassen", sagte Künast der Nachrichtenagentur dpa. Sie warf Ressortchefin Aigner vor, Probleme schönzureden. Rukwied sagte: "Die deutschen Bauern halten ihre Tiere tiergerecht." Das Wort "artgerecht" verwende er nicht. "Wenn sie sie artgerecht halten würden, müssen sie alle Tiere frei laufen lassen."

 

    Bauern, Umwelt- und Tierschützer forderten in der neuen Ausgabe des Kritischen Agrarberichts ein Umdenken in der Agrarpolitik. Anstatt große Teile der EU-Gelder an Großbetriebe weiterzureichen, sollten die Hilfen verstärkt auch ländlichen Kleinbetrieben zukommen. Deutsche Europaparlamentarier blockierten Reformen für mehr Naturschutz.

 

    Bauernpräsident Rukwied und Aigner sprachen sich am Donnerstag gegen den bisherigen EU-Plan aus, mit dem die Kommission sieben Prozent der Äcker als ökologische Vorrangflächen ausweisen will. Aigner schlug vor, dort den Anbau bestimmter Nutzpflanzen zuzulassen oder auch Grünflächen der Kommunen einzurechnen, um die Quote zu erreichen./bf/DP/he

 

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