11.02.2013 19:58:32
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ROUNDUP: Eurogruppe gegen aktive Wechselkurspolitik
Auf Drängen Frankreichs sprachen die Euro-Finanzminister aber über den starken Euro. "Das war Teil unserer Diskussionen", sagte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem am Abend nach Beratungen in Brüssel. Zu Details nahm er keine Stellung. "Das sollte beim G20-Treffen am Wochenende besprochen werden", meinte der Niederländer mit Blick auf der Treffen der G20-Finanzminister am 15. und 16. Dezember in der russischen Hauptstadt Moskau. In der G20-Gruppe treffen sich die Spitzenvertreter der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer.
Der französische Amtskollege Pierre Moscovici hatte auf einer Debatte bestanden. Die Gründe für die Verteuerung der Euro-Währung seien zunächst eher positiv, so kehre das Vertrauen in das gemeinsame Währungsgebiet zurück. Es gebe aber auch Gründe, "die auf aggressiveren Praktiken einiger unserer Partner beruhen", kritisierte Moscovici. Er spielte damit auf Abwertungen von internationalen Währungen an, die den Euro automatisch teurer machen. Namen von Ländern nannte er nicht.
Der Sozialist forderte ein abgestimmte Haltung, um in internationalen Foren wie den G20 für eine Stabilität der Wechselkurse einzutreten. Die Debatte über eine europäische Wechselkurspolitik war vor einer Woche vom französischen Präsidenten François Hollande angestoßen worden.
Der luxemburgische Ressortchef Luc Frieden sagte, die Eurogruppe könne nicht einseitig Wechselkurse festlegen. "Ich finde die Frage hochinteressant: Vor einem Jahr hat sich die ganze Welt gefragt, ob der Euro überlebt. Heute finden einige, dass der Euro zu stark ist. Das ist das beste Zeichen, dass der Euro lebt und überleben wird."
Die Europäische Zentralbank (EZB) will sich nicht an einem Abwertungswettlauf der Währungen beteiligen. "Unsere Grundposition ist unverändert: Wir haben kein Wechselkursziel, Wechselkurse sollen marktbasiert sein", sagte EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen dem "Handelsblatt" (Montag). Den Notenbanken der USA und Japans wird vorgeworfen, ihre Währungen künstlich billig zu halten, um die heimische Wirtschaft zu unterstützen. Es ist bereits von einem "Währungskrieg" die Rede.
Seit Sommer 2012 hat der Euro zu vielen Währungen deutlich aufgewertet, insbesondere zum japanischen Yen, zum US-Dollar und zum britischen Pfund. Waren aus dem Euroraum werden in der Folge im außereuropäischen Ausland tendenziell teurer, was hierzulande die konjunkturelle Erholung gefährden könnte.
Der erstarkte Euro macht vor allem Euro-Krisenländern wie Griechenland, Portugal und Spanien zu schaffen. "Ich glaube nicht, dass das Wechselkursthema entscheidend ist für die Wettbewerbsfähigkeit in diesen Ländern", sagte Asmussen. "Da geht es um Lohnstückkosten, Bürokratiekosten, mangelnde Produktivität und überregulierte Produktmärkte."
EZB-Präsident Mario Draghi hatte am vergangenen Donnerstag die Aufwertung des Euro als "Zeichen der Rückkehr des Vertrauens" in die europäische Gemeinschaftswährung bezeichnet. Dass Draghi zugleich erklärte, die Notenbank habe die Euro-Aufwertung als potenzielles Risiko für Konjunktur und Geldwertstabilität im Auge, werteten Ökonomen als "sanfte verbale Intervention" gegen die Euro-Aufwertung: Der Euro-Kurs sackte am Donnerstag schlagartig um fast zwei Cent zum Dollar ab. Am Montag startete der Euro-Kurs unter der Marke von 1,34 US-Dollar./ben/dak/cb/DP/hbr
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