13.06.2013 17:21:34
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ROUNDUP/EU-Kommission: Notruftechnik soll Autofahrer besser schützen
Die Technologie namens eCall übermittelt beim Aufprall eines Wagens dessen Standort an den Rettungsdienst. "Die eCall-Technologie hat großes Potenzial, Leben zu retten, weil sie die Interventionszeit der Rettungsdienste dramatisch verkürzt", erklärte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas. "Das System wird einen automatischen Anruf machen, selbst wenn der Fahrer bewusstlos ist."
Technisch ist das System an den Airbag gekoppelt: Wenn sich beim Crash der Luftsack aufbläht, wird auch eCall aktiv. Die Technik übermittelt dann den Standort, die auf Autobahnen und in Tunneln wichtige Fahrtrichtung und den Fahrzeugtyp an den Rettungsdienst. All dies spart wertvolle Zeit, erklärt Jacqueline Lacroix vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat. Denn wenn die Leitstelle den Fahrzeugtyp kennt, kann sie schneller das passende technische Gerät zur Einsatzstelle schicken - schließlich müssen manche Unfallopfer erst noch von der Feuerwehr aus ihrem zerdrückten Fahrzeug geschnitten werden.
Zugleich baut eCall eine Gesprächsverbindung mit der Leitstelle auf. Wer keine Rettung benötigt, kann die Helfer also abbestellen. Außerdem ist ein manueller Notknopf geplant. Fahrer oder Beifahrer können diesen drücken, wenn sie gesundheitliche Probleme bekommen, die nicht durch einen Unfall ausgelöst werden - zum Beispiel einen Herzinfarkt.
Ab Oktober 2015 sollen nach dem Willen der EU-Kommission alle neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge in der EU mit eCall ausgestattet sein. Dafür kämpft die Brüsseler Behörde zwar schon seit langem, bisher gibt es aber keine Verpflichtung für die Autoindustrie, die Geräte einzubauen. Derzeit sind sie eine Ausnahme: Gerade einmal 0,7 Prozent der Fahrzeuge in Europa haben laut EU-Kommission die Technologie an Bord. Hersteller betreiben teils eigene Leitstellen, allerdings nicht in allen EU-Staaten.
Deshalb will die EU-Kommission nun einheitliche technische Standards für eCall vorgeben und das System an die unter der Notrufnummer 112 erreichbaren Rettungsleitstellen koppeln. Neben eCall will die Kommission auch andere automatische Notrufsysteme weiter erlauben, wenn sie von den Rettungsleitstellen ihres Landes akzeptiert werden. Allerdings müsste eCall trotzdem eingebaut sein und anspringen, falls das andere System versagt.
Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat zeigte sich erfreut, dass eCall nach der langen Planungsphase endlich Fahrt aufnimmt. "Man hat immer auf diese Freiwilligkeit gesetzt und da ist jahrelang nicht viel in den EU-Ländern passiert", sagt Expertin Lacroix.
Die Kosten bezeichnete ein Fachmann der EU-Kommission als zu vernachlässigen. "Autos müssen heute intelligenter sein, sie müssen kommunizieren", sagte er. Innerhalb moderner Audio- und Navigationssysteme schlage eCall nur mit ein paar Extra-Euro zu Buche. Die Kosten für ein eigenes eCall-System beziffert die Behörde auf etwa hundert Euro je Wagen.
Zudem müssten die Leitstellen in einigen EU-Staaten noch für den Datenempfang ausgestattet werden. Die Infrastruktur müsse bereitstehen, bevor eCall verpflichtend werde, mahnt der europäische Automobilverband Acea. Er fürchtet, ebenso wie der ADAC, alternative Notrufsysteme könnten zu kurz kommen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) will bestehende Systeme ebenfalls "als Alternative" bewahren. "Sie ermöglichen zum Beispiel auch im Ausland die Kommunikation mit der Rettungsleitstelle in der Muttersprache", sagte VDA-Chef Matthias Wissmann.
Die EU-Kommission sieht darin kein Problem: Alternative Notrufsysteme könnten weiterbestehen bleiben. eCall sollte aber ebenfalls eingebaut werden und anspringen, falls das andere System versagt./hrz/DP/jha
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