10.08.2015 17:36:39
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ROUNDUP: Eltern drohen unberechenbare Kita-Streiks
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Nach den Kita-Dauerstreiks vor den Sommerferien drohen Eltern möglicherweise im Oktober weitere Zumutungen. Im Falle erneuter Streiks setzt Verdi-Chef Frank Bsirske auf unberechenbarere, und noch "spürbar einschneidendere Streikformen". Das kündigte der Gewerkschaftschef am Montag in Düsseldorf an. Falls es dazu komme, würden die Streiks voraussichtlich in der zweiten Oktoberhälfte fortgesetzt, sagte Bsirske. "Aber nicht einfach mit Dauerstreiks." Wenn die Arbeitgeber nicht einlenkten, müsse es "mehr Stress" geben.
"Ich glaube, wir werden den Eltern Gelegenheit geben können, sich auf veränderte Öffnungszeiten einzustellen", sagte Bsirske. "Die Varianz der Öffnungszeiten" könnte sich aber ändern. Nähere Erläuterungen wollte er dazu nicht geben.
Knapp 70 Prozent der betroffenen Verdi-Mitglieder hatten in einer Befragung den Schlichterspruch von Ende Juni abgelehnt. Die Gewerkschaften hatten eine Aufwertung der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst durch bessere Eingruppierungen gefordert - im Schnitt etwa 10 Prozent Plus.
An diesem Dienstag will die Bundestarifkommission in Frankfurt über das weitere Vorgehen entscheiden. Am Donnerstag werden die Verhandlungen mit den Arbeitgebern in Offenbach fortgesetzt.
Wenn sich die Arbeitgeber dort nicht bewegten, sei ein erneuter Arbeitskampf unausweichlich, bekräftigte Bsirske. Die nötigen Stellschrauben dazu seien vorhanden. Die Gewerkschaft habe ihre Forderungen nicht überdimensioniert, meinte er. Die Mitglieder hielten den Schlichterspruch aber nicht für ausreichend, um darin eine Aufwertung ihrer Arbeit erkennen zu können.
Ein Hindernis für eine Zustimmung sei die vorgesehene Laufzeit des Tarifvertrags bis 2020 gewesen, sagte Bsirske. Für die Mehrheit der teilzeitbeschäftigten Erzieher in den Kitas wäre laut Schlichterergebnis nur ein Plus von 30 Euro brutto im Monat herausgekommen, kritisierte er. "Viele Sozialarbeiter wären praktisch leer ausgegangen." Nicht akzeptabel sei zudem die Weigerung, Dienstjahre bei anderen Arbeitgebern - etwa beim Wechsel vom Wohlfahrtsverband in eine Erzieherstelle - bei der Eingruppierung zu berücksichtigen.
Mit der Ablehnung des Schlichterspruchs habe die Basis "ein beispiellos eindeutiges Signal" gegeben, sagte Bsirske. Die Botschaft an die Arbeitgeber, aber auch an die Eltern sei, dass die Gewerkschaftsmitglieder nun zuallererst an sich selbst denken. Dies sei auch mit Blick auf ihre mageren Renten unabdingbar.
Bsirske räumte ein, dass die Gewerkschaftsvertreter bei den Schlichtungsgesprächen der Empfehlung mit großer Mehrheit zugestimmt hatten. "Wir haben das Ergebnis für abschlussfähiger gehalten, als es das dann tatsächlich war", sagte er.
Obwohl Verdi in diesem Jahr bei vier verschiedenen Tarifkämpfen insgesamt schon 1,5 Millionen Streiktage finanziert habe, sei die Kasse gut gefüllt und reiche "noch für ganz andere Auseinandersetzungen", sagte Bsirske. Spekulationen, er wolle mit gehäuften Streiks seine Wiederwahl sichern, wies er als "völlig absurd" zurück./beg/DP/edh

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