15.04.2010 15:27:15

ROUNDUP 3: Vulkanausbruch stoppt Flugverkehr in Europa

    REYKJAVIK/LONDON/FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Ausbruch des isländischen Eyjafjalla-Vulkans hat den Flugverkehr in weiten Teilen Europas lahmgelegt. Am Donnerstag schlossen nach und nach zahlreiche Länder von Norwegen über Dänemark, den Niederlanden, Belgien bis Irland und Großbritannien ihren Luftraum wegen einer riesigen Wolke aus Lavaasche. Sie trieb von der Atlantikinsel auf den Kontinent und machte damit die Schließung zahlreicher Flughäfen nötig.

    So lief auf der wichtigsten Drehscheibe des europäischen Flugverkehrs in London Heathrow gar nichts mehr: Zehntausende Passagiere saßen fest, und niemand konnte ihnen sagen, wann es Entwarnung geben wird. Heathrow ist einer der wichtigsten Flughäfen der Welt und ein internationales Drehkreuz. Dort werden pro Tag etwa 1.300 Flüge und 180.000 Passagiere abgefertigt.

LUFTRAUM ÜBER GROßBRITANNIEN GESPERRT

    Die britische Flugüberwachung NATS sperrte von 12.00 Uhr bis mindestens 18.00 Uhr (19.00 Uhr MESZ) den gesamten Luftraum. Nur in Notfällen werde es Ausnahmen geben. Auch in Irland verhängten die Behörden bis zum Abend ein Flugverbot.

    Die Lavaasche ist eine Gefahr für Düsentriebwerke und beeinträchtigt außerdem die Sicht der Piloten. Ein Flug durch Vulkanasche sei "extrem gefährlich", erklärte der österreichische Airline-Chef und Ex-Autorennfahrer Niki Lauda der Nachrichtenagentur APA: "Das ist wie Hagel - auf eine andere Art." Der Wiener Luftfahrtunternehmer stufte das Flugverbot nach dem Vulkanausbruch auf Island als gerechtfertigt ein.

FLUGAUSFÄLLE IN FRANKFURT

    Am Frankfurter Flughafen fielen wegen der Luftraumsperrungen bis zum Donnerstagnachmittag 30 Starts und Landungen aus. Die Zahl werde im Tagesverlauf voraussichtlich weiter steigen, sagte ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport. Die Ausfälle würden allerdings durch Landungen umgeleiteter Flugzeuge mehr als kompensiert, die in Richtung Großbritannien oder Skandinavien unterwegs gewesen seien. Am Flughafen Köln/Bonn fielen bis zum Nachmittag sieben Flüge aus.

    Unklarheit herrschte zunächst über die generellen Folgen für den Flugverkehr über Deutschland. Nach der Ankündigung von Luftraum- Sperrungen im Nordwesten Europas ruderte die europäische Flugsicherungsbehörde Eurocontrol zurück. "Es hat keine Entscheidung gegeben, den Luftraum zu schließen, anders als was wir heute morgen gesagt haben", sagte eine Sprecherin am Donnerstagnachmittag in Maastricht. "Das heißt aber nicht, dass es nicht passieren wird. Die Mitgliedstaaten müssen die Entscheidung fällen."

    Am Donnerstagmorgen hatte eine andere Sprecherin in Brüssel erklärt, von 14 Uhr an werde die Schließung über Belgien und den Niederlanden sowie über Teilen Deutschlands beginnen. Bis 15 Uhr solle es keine Flugbewegungen mehr geben.

DEUTSCHER FLUGRAUM NICHT GESPERRT

    Nach Angaben von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ist der Flugbetrieb über Deutschland bisher nicht gesperrt. Die notwendigen Maßnahmen seien über eine Wetterwarnung veranlasst, teilte das Verkehrsministerium am Donnerstag in Berlin mit. Eine Sperrung des Luftraumes zähle derzeit nicht dazu.

    Der Vulkanausbruch kann sich Wetterexperten zufolge bis zum Wochenende auf den Luftverkehr über Deutschland auswirken. Eine Aschewolke solle bis Donnerstagabend von Bremen nach Frankfurt ziehen und dort bis zu einen Tag bleiben, sagte der Meteorologe Andreas Beck von der Luftfahrtberatungszentrale Nord des Deutschen Wetterdienstes. In der Nacht zum Freitag lägen die Wolken über Deutschland, Schweden, Finnland, Norwegen, Polen, Großbritannien, Belgien, den Niederlanden und Nordfrankreich. "Die betroffenen Lufträume werden dann zur Sicherheit geschlossen", erklärte Beck. Die Sperrung könne 12 bis 24 Stunden dauern.

    In Kopenhagen verlautete vom Flughafen Kastrup, dem wichtigsten Drehkreuz Nordeuropas, dass die komplette Schließung dort aller Voraussicht nach auch am Freitag Bestand haben werde. Auch am Brüsseler Hauptstadt-Flughafen wurden alle Flüge gestrichen. Air France-KLM und andere von Paris aus startende Airlines sagten zahlreiche Flüge Richtung Großbritannien und Skandinavien ab.

VULKAN SPUCKT WEITER

    Wenig tröstliche Mitteilungen konnten die Behörden auf Island machen, wo der Gletschervulkan am Vortag zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen und jetzt mit etwa 20-facher Stärke ausgebrochen war. Der Krater stieß auch am Donnerstag weiter eine gewaltige Säule aus Rauch und Asche aus, sie erreichte eine Höhe von elf Kilometern. Der Wind trieb wie am Vortag Asche in östlicher Richtung auf den europäischen Kontinent zu.

    Über die mögliche Dauer dieser Probleme sagte die Sprecherin der isländischen Luftfahrtbehörde ISAVIA, Hjördis Gudmundsdóttir, in Reykjavik: "Das wissen nur die Wettergötter. Es kann ein paar Tage dauern, aber auch ein paar Jahre." Wegen der Windrichtung kann der internationale Flugverkehr von und nach Island über den Flughafen Keflavik weiter ohne Probleme abgewickelt werden.

    Die Lufthansa (Deutsche Lufthansa) erklärte, dass es auf der Langstreckenflügen nach Nordamerika teilweise Verspätungen von wenigen Flugminuten gebe, da die Rauchwolken des Vulkans südlich umflogen werden müssten. In Reykjavik hieß es, dass Transatlantikflüge aus Amerika am ehesten noch südeuropäische Länder wie Portugal erreichen könnten./tb/reu/stw/DP/stw

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