Gewinnrückgang 01.04.2020 17:57:00

RHI Magnesita steuert in Coronakrise auf Sicht

RHI Magnesita steuert in Coronakrise auf Sicht

Eine Guidance für 2020 gibt es angesichts der Coronakrise nicht, das Kennzeichen der Zeit sei eine "unglaublich große Unsicherheit", so Firmenchef Stefan Borgas. "Wir wissen nicht, wie es finanziell weitergeht", die Dividende für 2020 bleibt vorerst offen.

Bisher laufe die Produktion bei RHI-Magnesita weiter, dabei gelte "die oberste Priorität" der Gesundheit der Mitarbeiter und der Zulieferer. Im Zweifel würden man lieber Abteilungen schließen als jemanden zu gefährden. Danach komme der Erhalt der Kundenbeziehungen und der Lieferketten, als drittes gehe es um "Liquidität, Liquidität, Liquidität, damit wir die Firma am Laufen erhalten", schildert Borgas. Dazu soll beitragen, dass vorerst keine Dividende ausgeschüttet wird. Vorstand und Aufsichtsrat verzichten auf 10 Prozent ihres Gehalts bzw. ihrer Tantiemen, Borgas selber und sein Finanzchef auf 20 Prozent. "Das rettet nicht die Firma, aber bringt zumindest einen Beitrag". Die Mitarbeiter werden Urlaubsguthaben abbauen und eventuell Sonderurlaub nehmen.

"Wir bereiten uns auf Kurzarbeit vor", noch sei diese aber nirgendwo beantragt worden, sagte Borgas im Gespräch mit der APA. Es sei toll, wie die Mitarbeiter in der Krise zusammenhalten, um den Betrieb am Laufen zu halten. Sie kämen jeden Tag zur Arbeit und hielten dabei die Schutzbestimmungen ein.

Bis Ende März habe RHI Magnesita "noch relativ wenig Einbruch" bei den Aufträgen registriert, aber für April bis Juni erwartet Borgas eine deutliche Reduktion im Absatz in Europa, "im Stahlgeschäft kann das bis zu 40, 50 Prozent sein". Das sei zumindest das worst-case-Szenario, auf das sich RHI Magnesita vorbereite. Klar sei aber, dass sich die Auftragslage von Woche zu Woche, manchmal von einem Tag auf den anderen ändere.

In China hingegen, wo die Coronakrise früher begann und die Normalisierung wieder eingesetzt hat, sei sein Unternehmen "sehr gut durchgekommen". Kein Werk musste stillgelegt werden, der Februar war ein Rekordmonat, die Aufträge gehen nach oben. Aber Borgas geht davon aus, dass die westlichen Märkte nicht so gut durchkommen wie die chinesischen, "weil die Maßnahmen nicht so rigoros sind, später anfahren und nicht ganz so koordiniert sind".

RHI Magnesita hat zwar im Lichte der reduzierten Nachfrage ihre Investitionen erheblich reduziert, dabei aber die strategischen Projekte nicht angetastet. Das heißt konkret, dass in Österreich die Investitionen in Hochfilzen und Radenthein unverändert weitergeführt werden.

Die Ergebnisse für 2019 bezeichnet Borgas als "robust". Der ausgewiesene Umsatz sank um gut 5 Prozent auf 2,92 Mrd. Euro, der Gewinn vor Steuern um 18,7 Prozent auf 200 Mio. Euro. In einer um Wertminderungen, Abschreibungen und Sonderposten bereinigten Rechnung weist RHI Magnesita einen um fünf Prozent gestiegenen Gewinn je Aktie aus. Die Nettoverschuldung ist leicht zurückgegangen, das Unternehmen hat 1,1 Mrd. Euro an Barbeständen und kurzfristig verfügbaren Mitteln.

Die Fusion zwischen RHI und Magnesita ist mit Ende 2019 offiziell beendet, sagte Borgas. Es gebe bis 2022 aber noch 100 Mio. Euro Potenzial an zusätzlicher Profitabilität. Dazu seien Investitionen in Produktionsstandorte, auch in Österreich geplant, Vertriebsaktivitäten für die Erschließung neuer Märkte und eine "regionale Ausweitung" des Geschäfts "in Indien, China und vielleicht auch in anderen Ländern".

(Schluss) tsk/itz

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