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20.06.2016 20:32:38

Reporter ohne Grenzen entsetzt über Verhaftung von Korrespondent in der Türkei

Berlin (ots) - Reporter ohne Grenzen ist entsetzt über die Verhaftung des langjährigen Korrespondenten der Organisation, Erol Önderoglu. Ein Gericht in Istanbul verurteilte den Journalisten und Menschenrechtsaktivisten am Montag wegen angeblicher Terrorpropaganda, weil er eine pro-kurdische Zeitung unterstützt hatte.

"Es ist unfassbar, dass die Türkei nicht einmal davor zurückschreckt, ihre zutiefst undemokratischen Antiterrorgesetze gegen derart prominente Verteidiger der Pressefreiheit einzusetzen", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin. "Önderoglu arbeitet seit 20 Jahren für Reporter ohne Grenzen. Wir fordern die sofortige Freilassung unseres Korrespondenten und aller anderen in der Türkei inhaftierten Journalisten."

ANKLAGE GEGEN MEHR ALS 30 JOURNALISTEN

Neben Önderoglu wurden am Montag auch die Vorsitzende der türkischen Menschenrechtsstiftung, Sebnem Korur Fincanci, und der Journalist und Autor Ahmet Nesin verhaftet. Zusammen mit 31 weiteren Journalisten sind sie angeklagt, weil sie sich an einer Solidaritätsaktion für die pro-kurdische Zeitung Özgür Gündem beteiligt hatten. Seit dem Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai hatten diverse Prominente symbolisch für einen Tag den Posten der Chefredaktion übernommen, um ihre Solidarität mit der Zeitung zu demonstrieren, die unter immer stärkerem Druck der Behörden steht.

Am 18. Mai veröffentliche Erol Önderoglu zudem mehrere Artikel in Özgür Gündem, die sich mit Machtkämpfen innerhalb der türkischen Sicherheitskräfte und dem Vorgehen der Behörden gegen kurdische Rebellen in Südost-Anatolien beschäftigen. Zwei Tage später wurde Anklage gegen ihn erhoben. Die Staatsanwaltschaft stützt sich dabei auf die umstrittenen Antiterrorgesetze, welche die türkische Regierung in großem Stil nutzt, um Kritiker und Oppositionelle mundtot zu machen.

Erol Önderoglu ist seit 1996 Korrespondent und Repräsentant von Reporter ohne Grenzen in Istanbul. Er verfasst Berichte über den Stand der Meinungsfreiheit in der Türkei für die unabhängige türkische Nachrichtenseite Bianet, arbeitet regelmäßig mit der OSZE zusammen und ist Mitglied im Vorstand von IFEX (International Freedom of Expression Exchange), einem weltweiten Netzwerk von NGOs, die sich für die Meinungsfreiheit einsetzen.

CUMHURIYET-CHEFREDAKTEUR CAN DÜNDAR ZU GAST IN BERLIN

Um auf die gravierenden Einschränkungen der Pressefreiheit unter dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan aufmerksam zu machen, hat Reporter ohne Grenzen den Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Cumhuriyet, Can Dündar, nach Berlin eingeladen. Dort trifft er sich in der zweiten Wochenhälfte zu Gesprächen mit hochrangigen Vertretern von Regierung und Opposition.

Dündar war am 6. Mai wegen der Veröffentlichung von Staatsgeheimnissen zu fast sechs Jahren Haft verurteilt worden, muss die Strafe aber bis zum Beginn des Berufungsverfahrens nicht antreten. Ende Mai 2015 hatte seine Zeitung Belege für eine Beteiligung des türkischen Geheimdienstes an Waffenlieferungen an syrische Islamisten veröffentlicht. Präsident Erdogan drohte daraufhin im Fernsehen, Dündar und seine Kollegen müssten dafür einen hohen Preis bezahlen und erstattete persönlich Anzeige wegen Spionage und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung.

Für Interview-Anfragen mit Can Dündar wenden Sie sich bitte an presse@reporter-ohne-grenzen.de.

Auf der jährlichen Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen hat sich die Türkei zuletzt auf Platz 151 von 180 Staaten verschlechtert.

Weitere Informationen über die Situation von Journalisten in der Türkei finden sie unter www.reporter-ohne-grenzen.de/türkei.

OTS: Reporter ohne Grenzen e.V. newsroom: http://www.presseportal.de/nr/51548 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_51548.rss2

Pressekontakt: Reporter ohne Grenzen Ulrike Gruska / Christoph Dreyer presse@reporter-ohne-grenzen.de www.reporter-ohne-grenzen.de T: +49 (0)30 609 895 33-55 F: +49 (0)30 202 15 10-29

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