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17.06.2024 09:51:12
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Rendite-Kick mit KI-Taktik
Substanz im Trikot
Stimmen sich und uns die Finanzmagazine auf die heute beginnende EM ein? Werden wir mit Fußbällen oder gar Schottenröcken überhäuft? Eher weniger. Ein Bulle, der seine kräftigen Arme verschränkt und grimmig zur Seite blickt, zeichnet Focus Money auf sein Cover: "Jetzt zählt die Substanz", schreibt das Magazin dazu - was wir auch für unsere Mannschaft bei der EM reklamieren möchten. "Die spannendsten Aktien der Stunde" will uns der grimmige Bulle präsentieren. "Unbekannte…Unentdeckte…Unterbewertete…", nein, nicht Spieler, sondern "KI-Aktien" stellt uns Börse Online in Aussicht, garniert mit einem Modell (Frau oder Mann oder D, wir waren uns nicht sicher), das durch eine Datenbrille lugt. Ob dort der EM-Sieger zu erkennen ist? Und, endlich, macht Der Aktionär mit einem Deutschland-Trikot mit der Startnummer "11" auf, denn zu dieser Elf gehören "Ultimative Aktien", und es geht weiter im Fußball-Sprech: "Top-Taktik und Rendite-Kick für Ihr Depot mit Nvidia, Deutsche Telekom & Co." Die Startnummer 11 trägt im Übrigen Chris Führich vom VfB Stuttgart, bisher mit vier Länderspielen gesegnet, wie wir der Website des DFB entnehmen.
Entschleunigung
Mindestens seit der Postkutschenzeit ging es der Post vor allem darum, Briefe möglichst immer schneller zu transportieren, um die Zeit zwischen Erwartung und Erfüllung zu minimieren. Moderne Verkehrsmittel wie Eisenbahn, anfangs immerhin 30 Stundenkilometer schnell, Auto, Flugzeug, beschleunigten den Transport zügig weiter. Im eigenen Postgesetz - ältere von uns erinnern sich daran, dass es auch einmal einen eigenen Postminister gegeben hat - ist bis jetzt festgeschrieben, dass mindestens 80 Prozent der Briefsendungen innerhalb des Landes am folgenden Werktag zugestellt werden müssen, 95 Prozent nach zwei Werktagen. Gefühlt gehört man zwar immer zu den verbleibenden 5 Prozent, trotzdem galt es bisher für die Post, diesem Anspruch gerecht zu werden. Die jetzige Regierung setzt jedoch auf Entschleunigung und will das Gesetz verändern: Standardbriefe brauchen jetzt bis zu drei Tagen für 90 Prozent, 99 Prozent müssen in vier Tagen zugestellt werden. Das verbleibende Prozent kommt wahrscheinlich gar nie an. Und logisch, weil die Briefe länger unterwegs sind und zwischenzeitlich gehegt und gepflegt werden müssen, kostet es auch mehr, oder wie es Capital in einer Headline zusammenfasst: "Briefe brauchen künftig drei Tage - und das Porto wird wohl teurer". "Das deutsche Postgesetz wird reformiert", schreibt die Süddeutsche Zeitung ganz unironisch. Wir merken: In Deutschland bedeuten Reformen, dass etwas langsamer und teurer wird, insofern befindet sich die Bahn auf dem richtigen Weg…
Haferflocken
Mit "Haferflocken statt Abnehmspritze" überrascht die Börsen-Zeitung ihre Leser. An der Börse und bei eher stattlichen Menschen sind Abnehmspritzen des Pharmakonzerns Novo Nordisk jedoch äußerst beliebt, die Marktkapitalisierung des dänischen Unternehmens bewegt sich bei über 430 Mrd. Euro - dagegen ist der schwerste Dax-Wert SAP fast schon ein Leichtgewicht. Dass Novo Nordisk auch Haferflocken herstellt, war uns eher neu, beim Lesen durften wir aber erfahren, dass der CEO, Fruergard Jørgensen, statt zu den Spritzen lieber zu Haferflocken greift und Sport und Gartenarbeit treibt. Mit Erfolg, denn die Börsen-Zeitung beschreibt den erfolgreichen Manager als "drahtig". Der US-Senator Bernie Sanders, ein politisches Schwergewicht seines Landes, ansonsten auch eher drahtig, appellierte nun in einem Brief an Jørgensen, die Abnehmspritzen in den USA zu verbilligen, damit mehr Übergewichtige Gewicht einbüßen könnten, ihrer Gesundheit zum Wohle. Die Dänen meldeten aber noch keinen Dicken-Rabatt.
Streit
Die Börse oder eher die Investoren zeigen sich manchmal ungerecht. Da werden die Aktien von Unternehmen abgestraft, obwohl diese weder Gewinnwarnungen ausgesprochen noch Verluste erzielt noch irgendwelche sonstigen Verfehlungen begangen haben. Vielmehr macht ihnen die Politik einen Strich durch die Rechnung und die Kurse purzeln prompt. "Zoll-Streit schickt Auto-Titel auf Talfahrt", berichtet die Börsen-Zeitung und schon am Vortag wusste sie: "EU macht Ernst mit Strafzöllen auf Elektroautos". Made in China, müsste man hinzufügen. Denn die Ankündigung der EU, Zölle auf chinesische E-Autos zu erheben, trifft auch die deutschen Autobauer, und das gleich mehrfach. Ein Grund: Die Sorge, dass die chinesische Regierung zu Gegenmaßnahmen greifen könnte. Vorerst hat sie nur angekündigt, bei der Welthandelsorganisation WTO zu klagen - ausgerechnet China, fällt einem dazu spontan ein. Zweitens sind deutsche Autobauer betroffen, denn einige von ihnen produzieren in China Elektroautos und führen sie dann nach Europa ein - und müssten dann ebenfalls Zölle höhere entrichten. Wo ist er nur hin, der Freihandel?
Ulrich Kirstein ist Pressesprecher der Börse gettex. Der Betriebswirt und Kunsthistoriker schreibt über Literatur und Börse, interviewt alle 14 Tage in Börse am Donnerstag den Leiter Marktsteuerung und hat u.a. mit Christine Bortenlänger Börse für Dummies und Aktien für Dummies verfasst.
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