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11.03.2013 17:14:31
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Renault legt Pläne für Luxuskarosse ad acta
Von David Pearson
Der französische Autohersteller Renault will nun doch nicht ins Luxussegment vorstoßen. Der Konzern hat seinen Plan aufgegeben, in Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz ein Auto der Luxusklasse zu bauen. Stattdessen wollen sich die Franzosen darauf konzentrieren, das obere Ende ihrer Produktpalette neu auszurichten, wie ein hochrangiger Renault-Manager sagte. Die bestehende Allianz mit der Daimler AG bleibt davon aber unberührt.
Die Renault-Verantwortlichen haben lange mit der Idee gerungen, eine Baureihe im gehobenen Segment aufzulegen. Hier sind die Margen höher als im Massenmarkt. Vor einigen Jahren wurde eine Kooperationsvereinbarung mit Daimler geschlossen.
Diese sieht vor, dass Renault Daimler bei der Herstellung von Kleinwagen und Vans unterstützt. Im Gegenzug wollten die Franzosen von Mercedes-Benz lernen, wie man prestigeträchtigere Fahrzeuge auf die Straße bringt.
Hier wollte sich Renault die Architektur von Daimlers E-Klasse übernehmen, um sein eigenes Premiumauto zu entwickeln. Nach Monaten der Diskussion ist Renault aber zu dem Schluss gekommen, dass dieser Plan wirtschaftlich nicht sinnvoll ist.
"Wir haben kein funktionierendes Geschäftsmodell gefunden" sagte Carlos Tavares, bei Renault für das operative Geschäft zuständig, in einem Interview. Die Entscheidung, diesen Plan nicht weiter zu verfolgen, hatte laut Tavares mit Fragen des Einkaufs, der Logistik und Montage zu tun. Weitere Details wollte er nicht nennen. Ein Daimler-Vertreter wollte die Informationen nicht kommentieren.
Dieser Schritt von Renault zeigt einmal mehr die Dominanz der deutschen Autobauer im Premiumsegment und die Schwierigkeiten, sie herauszufordern - mit oder ohne deren Unterstützung.
Ein Vertreter von Renault sagte, die Machbarkeitsstudie für ein großes Premiumauto wurde deswegen beiseite gelegt, weil Daimler Renault Komponenten von der aktuellen E-Klasse angeboten hat. Wenn Renault aber soweit wäre, ein eigenes Auto auf den Markt zu bringen, würde sich die E-Klasse schon wieder dem Ende ihres Lebenszyklus nähern. "Das Line-Up der Produktionszyklen ist eine heikle Sache", so die Person. "Es lag nicht an fehlendem Willen bei Daimler. Die Zahlen stimmten einfach nicht."
Laut COO Tavares hat die Beendigung des Premiumauto-Plans keinen Einfluss auf die Kooperation mit Daimler, in die auch Renaults strategischer Partner Nissan involviert ist.
Die Idee, Daimlers E-Klasse zu nutzen, war "die Kirsche auf dem Kuchen" der seit drei Jahren bestehenden Dreier-Allianz zwischen Renault, Nissan und Daimler, sagte Tavares. "Bislang haben wir einfach keine Lösung gefunden" sagte er. "Das heißt aber nicht, dass wir sie nicht finden werden. Wir haben sie bis jetzt nur noch nicht gefunden."
Die drei Konzerne arbeiten bereits bei zehn Projekten zusammen, in denen Fahrzeuge, Motoren und Getriebetechnologien entwickelt werden. Sie kooperieren außerdem bei der Entwicklung eines neuen Premium-Kompaktwagens für Nissans Luxusmarke Infiniti, der auf einer Mercedes-Plattform basieren soll. Die Produktion wird 2015 in Europa beginnen. Dieses Projekt liegt im Zeitplan.
Das auf der E-Klasse-basierte Auto, dass Renault im Sinn hatte, wäre zu einem Preis von mehr als 50.000 Euro verkauft worden und wäre damit deutlich teurer gewesen als der Renault Espace. Dieser ist mit einem Einstiegspreis von 36.000 Euro das teuerste Modell im Angebot der Franzosen. Ein Espace-Nachfolger soll nächstes Jahr auf den Markt kommen.
Die Absätze der Renault-Limousinen, wie dem Laguna und dem Latitude, leiden massiv unter dem schwachen Umfeld in Europa und der fehlenden Akzeptanz auf den Märkten in Übersee.
Der Absatz des Lagunas ist vergangenes Jahr um 41 Prozent eingebrochen, der des Latitude, einer europäisierten Version des SM5 der südkoreanischen Tochter Renault Samsung Motors, sank um 36 Prozent. Auch beim Espace ging es um 18 Prozent bergab.
Renault-Vorstandschef Carlos Ghosn sagte auf dem Genfer Autosalon vergangene Woche, dass auf den sperrigen Espace ein neuer Crossover und ein Stufenheck-Wagen folgen wird. "Das Premiumsegment trägt so wenig zum Renault-Gewinn bei, dass das nur gute Nachrichten sein können", sagte er. "Egal, was man dort macht, es kann nur positiv sein", da einige der Renault-Autos am oberen Ende der Produktpalette die Gewinne eher belasten.
Renaults Lokalrivale PSA Peugeot Citroen hat in den letzten Jahren einigen Erfolg damit verbuchen können, verbesserte Versionen einiger seiner Basismodelle zu verkaufen. Renault will auch diesen Weg gehen.
Nach und nach sollen gehobene Versionen von vier oder fünf Modellen auf den Markt kommen, die auf der Straße einen hohen Wiedererkennungswert haben sollen. Anfangs werden sie das Label "Initial Paris" tragen, was sich Frankreichs Reputation für Luxus-Artikel und Kultiviertheit zunutze macht.
Die Idee ist, dass sich dieses Label zu einer eigenen Marke entwickelt und der Name Renault von diesen Autos verschwindet. Tavares gestand jedoch ein, dass dieses einige Jahrzehnte dauern dürfte. Die Schaffung einer Prestige-Marke erfordere den Aufbau einer Qualitäts- und Servicereputation sowie eines Händlernetzes.
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March 11, 2013 11:43 ET (15:43 GMT)
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