08.03.2017 19:00:44

Regierung sieht Erhöhung des Frauenanteils auf richtigem Weg

   Von Stefan Lange

   BERLIN (Dow Jones)---Ein Jahr nach Inkrafttreten des sogenannte Frauenquotengesetzes hat die Bundesregierung die Bestrebungen der Unternehmen zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen grundsätzlich gewürdigt. Der Regierung sei aber auch klar, dass man noch nicht am Ziel sei, erklärte Sprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin.

   Zuvor hatte sich das Kabinett unter Leitung von Kanzlerin Angela Merkel am Internationalen Frauentag mit der ersten "jährlichen Information der Bundesregierung über die Entwicklung des Frauen- und Männeranteils an Führungsebenen und in Gremien der Privatwirtschaft und des öffentlichen Dienstes" befasst. Hinter dem sperrigen Titel verbirgt sich die Verpflichtung der Bundesregierung, ein Mal jährlich über Erfolg oder Misserfolg des Frauenquoten-Gesetzes zu berichten.

Vorstände zögern noch Seibert zog zum nun vorgelegten ersten Bericht ein vorsichtig optimistisches Fazit. In der Privatwirtschaft hätten sich 2016 alle Unternehmen, die sowohl börsennotiert als auch paritätisch mitbestimmt seien, bei der Besetzung neuer Aufsichtsratsposten an die feste Quote gehalten, erklärte er. Die Unternehmen, die die 30-Prozent-Quote erfüllen müssten, hätten sich für die Zukunft durchaus auch ehrgeizigere Ziele gesetzt als jene Firmen, die nicht unter diese feste Quote fielen.

   Unternehmen, die entweder börsennotiert oder mitbestimmungspflichtig sind, sind dem Gesetz nach verpflichtet, Zielgrößen zur Erhöhung des Frauenanteils in Aufsichtsräten, Vorständen und den oberen Management-Ebenen festzulegen. Seibert sagte dazu, bei diesen Unternehmen hätten rund 70 Prozent der betrachteten Unternehmen eine Zielgrößen formuliert. "Mit Ausnahme der Ebene des Vorstands kann man auch resümieren, dass diese Ziele ambitioniert gesetzt sind", sagte der Regierungssprecher. Das stelle die Weichen für bessere Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen und sei auch ein Indiz dafür, dass in den Unternehmen ein Kulturwandel begonnen habe.

Zypries will mehr Im Öffentlichen Dienst seien 33 Prozent der vom Bund zu bestimmenden Mitglieder in den Aufsichtsräten weiblich, erklärte Seibert. In den obersten Bundesbehörden habe der Frauenanteil in Führungspositionen bei 32,6 Prozent gelegen.

   Im Kabinett seien sich alle einige gewesen, "dass es richtig war, dieses Frauenquoten-Gesetz Anfang letzten Jahres in Kraft treten zu lassen", erklärte Seibert. Man sei sich in der Regierung auch darüber einig, "dass das ein längerer Weg ist". Seibert sprach von einem "Kulturwandel in den Unternehmen, in den Köpfen derer, die Personalentscheidungen fällen, in den Köpfen derer, die Personen vorschlagen für bestimmte Gremien".

   Dieser Kulturwandel sei in den letzten Jahren durch das Quotengesetz sicherlich noch einmal angeschoben worden, "aber wir sind da nicht am Ziel, das zeigen die Zahlen dieser jährlichen Information", sagte Seibert.

   Bundeswirtschaftsminister Brigitte Zypries beklagte sich derweil in einem Zeitungsinterview über die Personalpolitik vieler Unternehmen. "Seit Gerhard Schröders Kanzlerschaft hat die Wirtschaft immer wieder versprochen, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen", sagte die SPD-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Passiert sei allerdings "zu wenig", meinte Zypries. Da Freiwilligkeit in der Vergangenheit nicht geholfen habe, sei sie eine Befürworterin der Frauenquote. "Die Mehrheit der M-Dax-Unternehmen gibt sich selbst beim Zielwert für die Frauenquote im Vorstand eine Null", kritisierte die Sozialdemokratin und ergänzte: "Muss ich mehr sagen?"

   Kontakt zum Autor: stefan.lange@wsj.com

   DJG/stl/jhe

   (END) Dow Jones Newswires

   March 08, 2017 12:30 ET (17:30 GMT)

   Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 30 PM EST 03-08-17

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!