13.02.2008 18:15:00

Ratingagenturen räumen Fehler bei US-Hypothekenkrise ein

   BERLIN (Dow Jones)--Vertreter führender Ratingagenturen haben in einer Sitzung des Finanzausschusses am Mittwoch eingeräumt, im Zuge der US-Hypothekenkrise auch falsche Bewertungen abgegeben zu haben. Torsten Hinrichs von der Agentur Standard & Poor's (S&P) sagte nach Angaben des Pressedienstes des Deutschen Bundestages, im Nachhinein müssten Konsequenzen gezogen werden. Die Agenturen hätten sich bei ihrer Bewertung auf das verlassen, was ihnen die Banken an Daten geliefert hätten. Es habe sich gezeigt, dass die Agenturen ihre Datenlage selbst verbessern müssten. Künftig müssten sie zudem zusätzlich zu Bonitätsaussagen auch andere Faktoren erörtern. Außerdem müsse der Markt noch intensiver informiert werden.

   Oliver Everling von der Rating Evidence GmbH sprach sich für mehr Transparenz, aber auch für mehr Wettbewerb aus. Er warnte vor "überbordender Regulierung". Helmut Knepel von der Feri Rating & Research GmbH plädierte dafür, von dem derzeitigen De-facto-Duopol der führenden Anbieter S&P sowie Moody's zu mehr Wettbewerb zu gelangen. Florian Schoeller von der Agentur Scope Analysis sagte, für kleinere Ratingagenturen sei es sehr schwer, ein Gegengewicht zu den großen etablierten Anbietern aufzubauen.

   Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanzzentrums München, warf den Ratingagenturen vor, bei der Vorhersage der Finanzkrise "in großem Stil" versagt zu haben. Es sei ihnen nur beschränkt gelungen, Investoren frühzeitig vor Fehlentwicklungen zu warnen. Ratingagenturen würden gleichwohl um so wichtiger, je komplexer die zu bewertenden Finanzprodukte seien, sagte Gerke.

   Die Einrichtung einer Europäischen Ratingagentur lehnte Gerke ab. "Der Markt würde sie gar nicht aufnehmen", wurde Gerke vom Bundestagespressedienst zitiert. Aus Gerkes Sicht wäre es auch falsch, künftig nur noch standardisierte Produkte zuzulassen. Das würde den heimischen Finanzplatz kaputtmachen, warnte Gerke. Stattdessen müssten Ratingagenturen transparenter werden.

   Nach Auffassung von Jörg Huffschmid von der Universität Bremen kann eine Marktlösung nicht funktionieren. Selbst die US-Aufsichtsbehörde denke über Standardisierungen nach. Er schlug vor, Ratingagenturen der öffentlichen Finanzaufsicht zu unterstellen oder aber parallel zu den privatwirtschaftlichen auch öffentliche Rating-agenturen zu schaffen.

   Freiwillige Verhaltensregeln ("Code of Conduct") der Internationalen Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) von 2003 werden nach Einschätzung von Thomas Schmitz-Lippert von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nicht ausreichen. Diese Regelungen seien nicht bindend. Eine Marktlösung ist aus Sicht von Schmitz-Lippert zwar zu bejahen. Dann müssten die Selbstverpflichtungen aber auch intern umgesetzt werden.

   Erich Harbrecht von der Deutschen Bundesbank sprach sich dafür aus, dass Ratingagenturen bei "strukturierten" Finanzprodukten auf die Risiken hinweisen müssen. In der Diskussion sei auch eine eigene Ratingskala nur für solche Produkte. International sei da "vieles im Fluss". Auch die Bereitschaft der Ratingagenturen zum Dialog sei sehr hoch. Wie Schmitz-Lippert sprach sich auch Harbrecht für eine Marktlösung und gegen staatliche Regulierung aus.

   Der Finanzausschuss hatte Vertreter der Agenturen, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), der Deutschen Bundesbank sowie Wissenschaftler zu einer nichtöffentlichen Anhörung eingeladen. Es sollte festgestellt werden, ob der Gesetzgeber handeln müsse.

Webseite: http://www.bundestag.de/presse/hib -Von Beate Preuschoff, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4122, beate.preuschoff@dowjones.com DJG/bep/apo (END) Dow Jones Newswires

   February 13, 2008 12:10 ET (17:10 GMT)

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