28.02.2015 10:21:30

Putin-Kritiker Boris Nemzow in Moskau erschossen

   MOSKAU (AFP)--Kurz vor einer geplanten Demonstration der russischen Opposition ist in Moskau einer der letzten Kritiker von Präsident Wladimir Putin erschossen worden. Boris Nemzow sei am späten Freitagabend über eine Brücke nahe des Kreml gelaufen, als ihm ein Unbekannter vier Kugeln in den Rücken geschossen habe, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums. Putin ließ erklären, alles deute auf einen "Auftragsmord" hin.

   Der 55-jährige frühere Vize-Regierungschef Nemzow war einer der profiliertesten Putin-Kritiker. Nur drei Stunden vor dem Attentat hatte er dem Kreml-Chef im Radiosender Moskauer Echo erneut eine "unsinnige Aggression gegen die Ukraine" vorgeworfen, die die russische Wirtschaft in die Krise gestürzt habe. Das Interview wurde zu seinem politischen Vermächtnis.

   Innenministeriumssprecherin Elena Alexiwa sagte dem TV-Sender Rossia 24, Nemzow sei in Begleitung einer jungen Frau über die Große Steinerne Brücke in Sichtweite des Kreml gelaufen, als sich gegen 23.15 Uhr ein Wagen genähert habe. "Laut vorläufigen Informationen hat ein noch nicht identifizierter Täter aus einem Wagen heraus mindestens sieben bis acht Mal auf Nemzow geschossen", erklärte die Staatsanwaltschaft am Samstagmorgen. Vier davon trafen Nemzow in den Rücken.

   "Im 21. Jahrhundert, im Jahr 2015, wird ein Oppositionsführer unter den Mauern des Kreml getötet - das übersteigt die Vorstellungskraft", sagte Nemzows Weggefährte und Putins Ex-Ministerpräsident Michail Kassjanow. Nach seinen Worten musste Nemzow den Preis dafür zahlen, "dass er jahrelang dafür kämpfte, dass Russland ein freies und demokratisches Land wird". Die Tat erschütterte die russische Hauptstadt, noch in der Nacht legten viele Moskauer Blumen an der Brücke nieder.

   Putin ließ seinen Sprecher Dmitri Peskow erklären, das "brutale Attentat" trage "die Zeichen eines Auftragsmordes" und sei eine "große Provokation".

   US-Präsident Barack Obama verurteilte den "brutalen und bösartigen Mord". "Wir rufen die russische Regierung zu einer raschen, überparteilichen und transparenten Ermittlung auf", hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Erschüttert zeigte sich auch der ukrainische Präsident Petro Poroschenko. Nemzow "war eine Brücke zwischen der Ukraine und Russland, und diese Brücke wurde von den Schüssen eines Mörders zerstört", schrieb er auf Facebook. "Ich glaube nicht, dass das Zufall war."

   DJG/ros

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   February 28, 2015 03:50 ET (08:50 GMT)- - 03 50 AM EST 02-28-15

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