02.01.2015 19:07:58
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Pforzheimer Zeitung: Endzeitstimmung vor dem Dreikönigstreffen: Wird die FDP überhaupt noch gebraucht? / Ein Kommentar von Thomas Satinsky
Pforzheim (ots) - Sie ist aus den Augen, aus dem Sinn: Seit dem
Desaster bei der Bundestagswahl im September 2013 scheint die FDP
nicht mehr stattzufinden. Die Medien, denen man in solchen Fällen
gerne den Schwarzen Peter zuschiebt, sind ausnahmsweise mal nicht
schuld an der mangelhaften Präsenz der liberalen Partei. Denn immer
noch wird FDP-Chef Christian Lindner oder auch dem
baden-württembergischen Fraktionsvorsitzenden Hans-Ulrich Rülke eine
sehr große öffentliche Bühne eingeräumt für eine politische
Gruppierung, die in den Umfragen bei bestenfalls vier Prozent
rangiert und am Abgrund steht. Nein, wenn jemand am Niedergang der
Liberalen schuld ist, dann die Partei selbst oder Angela Merkel. Die
Kanzlerin und CDU-Vorsitzende machte ihren einstigen kleinen
Koalitionspartner überflüssig - ein schleichender Prozess. Merkels
liberale Politik der gesellschaftlichen Mitte hat sich durchgesetzt
in der Wahrnehmung der Wähler. Die Allmacht der Kanzlerin ist das
eine, das andere ist die inhaltliche und personelle Harmlosigkeit der
FDP. Wenn die ganz großen Alten der Partei, wie Hans-Dietrich
Genscher, Gerhart Baum oder Burkhard Hirsch mehr liberales
Gedankengut von ihrer Partei fordern, bedeutet das den politischen
Offenbarungseid für den aktiven FDP-Nachwuchs. Dabei gäbe es durchaus
Möglichkeiten, sich zu profilieren: Die Alternative für Deutschland
(AfD) - angetreten als wirtschaftsfreundliche Partei - entwickelt
sich mehr und mehr zur Anti-Europa-Vereinigung. Die Grünen sind
derzeit programmatisch schwach und setzen zumindest im Land lieber
auf Personen, wie Baden-Württembergs populären Ministerpräsidenten
Winfried Kretschmann, anstatt auf Inhalte. Und die Linken haben so
ihre Probleme mit der Rechtsstaat-Liberalität. Es wäre Raum für das
neue freiheitliche Denken der FDP. Allein, den Frauen und Männern um
den Vorsitzenden Christian Lindner fehlen die nachhaltigen
programmatischen Ansätze. Wird sich das ändern? Man darf gespannt
sein auf das Dreikönigstreffen der FDP nächste Woche in Stuttgart.
Dort wurden immer mal wieder positive Akzente gesetzt. In den
vergangenen Jahren lag dies oft an Guido Westerwelle, einst
Vizekanzler und Außenminister. Er war ein glänzender Redner und
verstand es, Menschen mitzureißen. Nun ist Christian Lindner der Mann
der Stunde und in Baden-Württemberg Hans-Ulrich Rülke. Der
Pforzheimer Landtagsabgeordnete und FDP-Fraktionschef im Stuttgarter
Landtag könnte zur Schlüsselfigur seiner Partei werden - im Blick auf
die Landtagswahl 2016. Erzielen die Liberalen in ihrem Stammland
Baden-Württemberg ein gutes Ergebnis, hat dies deutliche
Signalwirkung auf die folgende Bundestagswahl. Rülke könnte also zu
dem Mann werden, der es für die FDP richtet.
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