12.12.2014 20:02:58

Pforzheimer Zeitung: Der baden-württembergische CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf und der Umgang mit der AfD / Ein Kommentar von Magnus Schlecht

Pforzheim (ots) - Er will's wissen: Guido Wolf, der neue Hoffnungsträger der Südwest-CDU, hat der Partei innerhalb weniger Tage neues Leben eingehaucht. Im Stile eines Machers, der nicht lange fackelt und die Gunst der Stunde zu nutzen weiß, hat er seinen Machtanspruch in der CDU erstaunlich schnell zementiert. Den Chefposten in der Landtagsfraktion hat er schon sicher, der Landesvorsitz ist nur noch Formsache. Der Spitzenkandidat ist zweifelsohne der neue starke Mann in der Landes-CDU - einer, den die Partei nach dem Wahldebakel 2011 vermisst und gebraucht hat. Ministerpräsident Winfried Kretschmann dürfte daher trotz seiner phänomenalen Beliebtheitswerte gewarnt sein. Es ist noch eine Weile hin, aber schon jetzt steht fest: Die Landtagswahl 2016 wird wohl an Spannung kaum zu überbieten sein. Grün-Rot, Rot-Grün, Schwarz-Rot, selbst die Neuauflage von Schwarz-Gelb ist nicht ausgeschlossen, genauso wenig wie Schwarz-Grün - fast alles scheint angesichts der aktuellen Parteienlandschaft in Baden-Württemberg möglich. Und was ist mit Schwarz-Blau? Eine Koalition zwischen CDU und der AfD? Für Wolf kommt dies Stand heute nicht in Betracht. Ob dies auch noch gilt, wenn mit den Eurokritikern in 15 Monaten am Abend der Landtagswahl tatsächlich ein Regierungswechsel möglich wäre, sei dahingestellt. Viel wichtiger ist jedoch, wie sich die Landes-CDU in den kommenden Monaten gegenüber der AfD positioniert. Für die Christdemokraten ist die neue rechtskonservative Kraft natürlich eine Bedrohung. Sie bietet vor allem jenen CDU-Wählern eine parteipolitische Heimat, die sich schwertun mit dem Modernisierungskurs der Partei. Das ist das große Dilemma der Christdemokraten. Einerseits sind sie gezwungen, sich neuen Wählerschichten insbesondere in den Großstädten zu öffnen, andererseits strapazieren sie damit die Prinzipien ihrer wertkonservativen Stammklientel. Für die CDU ist die AfD das, was für die SPD einst die Grünen und heute die Linke ist - eine Partei, die im ureigenen Revier zur Konkurrenz wird. Wolf tut dennoch gut daran, dass er die AfD nicht dämonisiert und stattdessen die politische Auseinandersetzung sucht. Die Alternative für Deutschland transportiert die Ängste aus der Mitte der Gesellschaft. Die Partei zu ignorieren, würde auch bedeuten, die Sorgen jener Menschen zu negieren, die sich von der Politik zum Beispiel in der Flüchtlingsfrage im Stich gelassen fühlen. Um Ministerpräsident von Baden-Württemberg zu werden, bleibt dem früheren Tuttlinger Landrat gar nichts anderes übrig, als sich auch um diese potenziellen CDU-Wähler zu kümmern und ihnen ihre Ängste zu nehmen, ohne dabei in die rechtspopulistische Falle à la CSU zu treten. Wenn ihm das gelingt, muss Grün-Rot vor Wolf tatsächlich zittern.

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Pressekontakt: Magnus Schlecht/Pforzheimer Zeitung/www.pz-news.de magnus.schlecht@pz-news.de 07231/933304

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