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22.08.2022 20:30:38

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Weder Skalpell noch Machete, Kommentar zur Credit Suisse von Daniel

Zulauf

Zürich (ots) - Die Credit Suisse muss sich grundlegend neu aufstellen. Was

Kritiker der risikofreudigen Schweizer Großbank schon lange fordern, ist

inzwischen Konsens. Stellvertretend für viele leidgeplagte Investoren ließ sich

der größte Credit-Suisse-Aktionär, der US-Fondsmanager Harris Associates,

vergangene Woche zum geplanten Rückbau der Investmentbank so verlauten: "Fix it

or look for other options." Die Aufforderung an das Management kommt einem

Ultimatum gleich. "Der Countdown läuft", kommentierte die "NZZ am Sonntag"

treffend.

Was inzwischen auf der öffentlichen Bühne diskutiert wird, wusste CEO Ulrich

Körner freilich schon, bevor er seinen höchst unglücklich agierenden Vorgänger

Thomas Gottstein ablöste: Die strategischen Ge­staltungsmöglichkeiten der Credit

Suisse sind auf ein Minimum geschrumpft. Das Institut kann sich keine weiteren

Milliardenverluste seiner Investmentbank mehr leisten. Der Reputationsschaden

ist längst angerichtet. Nun gilt es zu verhindern, dass das Feuer die gesunden

Teile der Bank in Mitleidenschaft zieht.

Es handelt sich um einen schwierigen Kampf, der weder wie bisher mit punktuellen

chirurgischen Eingriffen noch mit der Holzhammermethode zu gewinnen ist.

Zunehmend wird sichtbar, welchen Weg Körner wählt. Das zeigen auch die jüngsten

Personalentscheidungen. Der neue Finanzchef Dixit Joshi soll seine bei der

Deutschen Bank gesammelten Restrukturierungserfahrungen einbringen, die

insbesondere dem Schutz der Bilanz dienen sollen. Für die vormalige Chefin der

Bank of Ireland, Francesca McDonagh, hat Körner die Funktion einer

Kostenschleiferin vorgesehen. Nötig wird dies vor allem dann werden, wenn die

Credit Suisse auf der Suche nach einem Drittinvestor für das

Verbriefungsgeschäft fündig wird, das rund ein Viertel des Risikokapitals der

Investmentbank beansprucht. Das beträchtliche Gewinnpotenzial des Geschäfts

können die Schweizer aufgrund selbst verschuldeter Restriktionen bei der

Risikofähigkeit nicht mehr selbst ausschöpfen.

Die geplante Abspaltung der Verbriefungseinheit ist daher konsequent. Sie würde

Eigenkapital freisetzen und Zeit schaffen, um die Restrukturierung der übrigen

Investmentbank voranzutreiben. Das würde auch eine Verschlankung der

Konzernstrukturen erfordern. Das Ganze muss schnell und gründlich über die Bühne

gehen, um Negativeffekte auf die Erfolgsrechnung möglichst gering zu halten. Bei

der Credit Suisse werden jetzt weder Skalpell noch Machete benötigt, vielmehr

geht es um Tempo und Präzision.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/5302868

OTS: Börsen-Zeitung

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