04.01.2023 20:26:38
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Warnungen reichen nicht, Kommentar zur Regulierung des Krypto-Marktes
von Alex Wehnert
Frankfurt (ots) - Nach dem Kollaps der Handelsplattform FTX ist die Furcht vor
Übergriffen von Krypto-Krisen auf das US-Bankensystem hoch - noch tun
Regulatoren im wichtigsten Finanzmarkt der Welt aber zu wenig, um genau solche
Ansteckungseffekte zu verhindern. Bisher gehen die Börsenaufsicht SEC, der
Derivate-Regulator CFTC oder die Finanzdienstleistungsbehörde des Staates New
York mit einzelnen Vollstreckungsmaßnahmen gegen Digital-Assets-Anbieter vor,
ein umfassendes Regelwerk für Cyberdevisen und verbundene Services gibt es
bisher aber nicht. Gegenüber Europa könnten die USA in dieser Hinsicht bald ins
Hintertreffen geraten, hat Brüssel doch die Verordnung Markets in Crypto Assets
(MiCA) auf den Weg gebracht, die in den kommenden Monaten implementiert werden
dürfte.
Dass Warnungen vor den Gefahren digitaler Anlagen nicht reichen, sollten sich
auch die Federal Reserve, der staatliche Einlagensicherungsfonds FDIC und das
für die Überwachung des nationalen Kreditwesen zuständige OCC zu Herzen nehmen.
Die mächtigen Regulierungsbehörden haben sich in einem gemeinsamen Statement an
die Bankenbranche gewandt und betont, das Begeben und Halten von Cyberdevisen
seien "höchstwahrscheinlich nicht mit sicheren und soliden Banking-Praktiken
vereinbar".
Gerade Geschäftsmodelle mit konzentriertem Krypto-Exposure seien gefährlich. De
facto gibt es solche Modelle aber bereits, wie das Beispiel der kalifornischen
Silvergate Capital zeigt, die sich von einem kleinen Kredithaus zu einer der
führenden Banken für Kryptobörsen und ihre Investoren gewandelt hat. Es gilt,
für solche Dienstleister ein Rahmenwerk in Bezug auf Digital Assets zu schaffen,
um ein vernünftiges Risikomanagement und adäquate unternehmerische Kontrollen zu
erzwingen.
Auch Stablecoins nehmen die Regulatoren aufs Korn. Während Krisen seien diese
vermeintlich wertstabilen Token anfällig für Bank Runs. Dies gefährde auch die
Finanzinstitute, die Cash-Reserven für Stablecoin-Emittenten verwahrten. Wie
schnell ein solcher Bank Run entstehen kann, hat der Crash von Terra USD im
Frühjahr gezeigt.
Es obliegt indes der Fed, die Risiken durch Token wie Tether oder USDC zu
verringern. Denn durch die Einführung digitalen Zentralbankgelds wäre es für
Investoren weitaus weniger attraktiv, privat emittierte Stablecoins zu nutzen,
um Gewinne aus dem Kryptohandel zu parken und sich gegen die hohe Volatilität im
Segment abzusichern. Ins gleiche Horn stößt übrigens auch EZB-Direktor Fabio
Panetta: Um solide Grundlagen für das Digital-Finance-Ökosystem zu schaffen,
brauche es ein risikofreies und verlässliches Settlement-Asset - dies könne nur
digitales Zentralbankgeld gewährleisten.
Der Notenbanker bezeichnet unbesicherte Kryptowährungen indes auch als
"Glücksspiel, das als Investment-Asset verkleidet ist". Durch seine Aussagen,
aber auch die zunehmend unheilvolleren Warnungen der amerikanischen Behörden ist
immerhin eines klar: Eine Regulierung, wie die Kryptobranche sie sich wünscht -
nämlich eine, unter der Digital-Assets-Dienstleister im Kern weiter frei von
kleinlichen Bedenken in Bezug auf den Investorenschutz und das Risikomanagement
agieren können -, wird es weder in den USA noch in Europa geben.
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