18.01.2023 20:29:38

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Teurer Rückzug, Kommentar zur BASF-Tochter Wintershall Dea von Sabine

Wadewitz

Frankfurt (ots) - Das Ende ist bitter, aber es wird endlich der Schlussstrich

gezogen. Die BASF-Tochter Wintershall Dea zieht sich vollständig aus dem

Russland-Geschäft zurück, wobei die Entscheidung noch nicht mal selbst bestimmt

ist, denn die Regierung in Moskau hat die gemeinsam mit Gazprom betriebenen

sibirischen Joint Ventures faktisch enteignet. Damit ist der deutsche Gas- und

Ölförderer kaltgestellt worden und muss das über Jahrzehnte erfolgreich

betriebene Geschäft komplett abschreiben. Ein Rauswurf durch einen

Geschäftspartner, den man lange als absolut zuverlässig eingeschätzt hatte.

BASF und Wintershall haben länger als andere Konzerne gezögert, sich nach Beginn

des russischen Angriffs auf die Ukraine aus dem Land Putins zu verabschieden.

Die Schockstarre war ausgeprägt, zumal Russland die Hälfte des Geschäfts

ausmachte und dank extrem niedriger Produktionskosten einen erheblichen Teil zu

Umsatz und Ergebnis beisteuerte. Doch das Drama war nicht aufzuhalten.

Anfangs beschränkte sich Wintershall auf die Zusage, in Russland zwar nicht in

neue Explorationsprojekte zu investieren, aber an bestehenden Aktivitäten

festzuhalten. Mit Fortdauer des Krieges suchten BASF und Wintershall verzweifelt

nach Lösungen, die Assets in Russland rechtlich zu trennen, um sich auf

Aktivitäten außerhalb Russlands konzentrieren zu können, ohne einen

vollständigen Vermögensverlust in Sibirien zu erleiden.

Erwogen wurde auch eine Aufteilung des Portfolios zwischen BASF und dem zweiten

Wintershall-Großaktionär Letter One, was angesichts der russischen Herkunft des

Mitgesellschafters kein leichtes Unterfangen war. Begründet wurde das von vielen

zivilgesellschaftlichen Organisationen kritisierte zögerliche Vorgehen damit,

dass bei einem ungeordneten Ausstieg werthaltige Förderlizenzen ohne

Kompensation an den russischen Staat fallen würden. Der hat nun endgültig

gezeigt, wer der Stärkere ist. Und Wintershall hat sich in der Öffentlichkeit

dem Imageschaden ausgesetzt, das Unternehmen helfe mit, die Kriegskasse Putins

zu füllen.

Finanziell schlägt der Rückzug mit Milliardenabschreibungen ins Kontor. Bei BASF

fallen die Beträge noch höher aus als bei Wintershall. Als der Chemiekonzern

seine Energietochter 2019 über ein Joint Venture mit dem russischen Milliardär

Mikhail Fridman in die Selbstständigkeit entließ, mussten die Assets zum

Zeitwert neu bewertet werden, was BASF bei der Entkonsolidierung von Wintershall

einen stolzen Buchgewinn von 5 Mrd. Euro einbrachte. Dieses Polster aus der

Vergangenheit sollte immerhin noch bei der Bewältigung der aktuellen Verluste im

Eigenkapital unterstützen.

Mit dem Befreiungsschlag ist für BASF und Wintershall immerhin Klarheit

geschaffen. Fern von Sanktionsgefahren ist der Weg frei für strategische

Schritte, die für ein Unternehmen, das bislang auf fossile Energie fokussiert

ist, existenziell sein werden.

Auch die Pläne für den seit geraumer Zeit vorbereiteten Börsengang von

Wintershall Dea könnten perspektivisch wieder aus der Schublade genommen werden.

Dass ein IPO in dem Segment auch mit einem Geschäft gelingen kann, das eine

Nummer kleiner ist, hat etwa die norwegische Var Energi im Februar 2022 beim

Listing in Oslo bewiesen.

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