22.09.2021 20:29:40

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Stimmungskiller, Kommentar zum Markt für Börsengänge von Christoph

Ruhkamp

Frankfurt (ots) - Die Absage des Börsengangs von Babbel kommt überraschend und

wirft die Frage auf, ob die geplatzte Erstnotierung der Sprachlern-App aus

Berlin das Ende des IPO-Booms einläutet. Zu teuer angeboten wurden die Aktien

jedenfalls nicht: Mit einer Marktkapitalisierung von bis zu 1,3 Mrd. Euro hat

Babbel eine deutlich geringere Bewertung angestrebt als der große

US-Wettbewerber Duolingo, der im Juli überaus erfolgreich sein Debüt an der Wall

Street feierte. Noch am Montag hatte eine der von Babbel engagierten Banken

gemeldet, das Orderbuch sei gut gefüllt. Doch der wichtigste Tag in der

fünftägigen Zeichnungsfrist ist der letzte: Bis dahin können alle Orders

zurückgezogen werden.

Offenbar hatte Babbel Pech mit dem Timing. Als die Liquiditätsprobleme des

chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande am Montag für einen

vorübergehenden globalen Ausverkauf sorgten, hat das auch die Stimmung der

IPO-Investoren in Europa verdorben. Das Volatilitätsbarometer Vix - der

"Angstindex" - war am Montag mit 26,5 auf den höchsten Stand seit Mai gestiegen.

Für Börsengänge gilt als Faustregel, dass man sie nicht bei einem Wert oberhalb

von 20 wagen sollte. Ob die Banker von BNP Paribas, Morgan Stanley, Berenberg

und Citigroup den Anstieg nicht früh genug beachtet haben, müssen sie jetzt

ihrem Kunden Babbel erklären. Auch die Tatsache, dass es keinen Ankerinvestor

gab, der vor Beginn der Zeichnungsfrist seine Teilnahme zugesagt hätte, mag ein

Kunstfehler gewesen sein.

Was bedeutet nun die IPO-Absage für das Dutzend an weiteren Börsenkandidaten in

Deutschland? Voraussichtlich nicht allzu viel. Einiges spricht dafür, dass es

sich nicht um die Folge eines deutlich verschlechterten Um­felds handelt. Die

Geldschleusen der Notenbanken bleiben geöffnet. Die Preise für börsengehandelte

Aktien, Anleihen und Immobilien gelten als weitgehend ausgereizt. So wird wohl

weiter Geld in IPOs fließen.

Sicher ist das aber nicht. Der Stimmungstest geht weiter. Babbel ist nicht die

einzige Absage. Schon in der vergangenen Woche brach der kleine Versorger Scholt

Energy in Amsterdam das IPO ab, und in Paris hat der Spezialdistributor

Exklusive Networks gerade trotz mehrfacher Überzeichnung den Sprung aufs Parkett

nur am unteren Ende der Spanne geschafft. Nach dem Boom der Börsengänge in der

ersten Jahreshälfte zeichnet sich eine gewisse "Müdigkeit" der Investoren ab,

von denen viele ihr Budget für Investments in IPOs ausgeschöpft haben. Sie

müssen und wollen nicht mehr bei jedem Deal dabei sein.

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