24.10.2022 19:41:38

OTS: Börsen-Zeitung / Rishi Rich kehrt zurück, Kommentar zu Großbritannien ...

Rishi Rich kehrt zurück, Kommentar zu Großbritannien von Andreas

Hippin

Frankfurt (ots) - Boris Johnson hat es wohl doch nicht so erst gemeint mit einer

erneuten Kandidatur für die Parteispitze. Zwar eilte er aus dem Urlaub in der

Dominikanischen Republik zurück ins herbstliche London. Doch ging es ihm wohl

nur darum, im Gespräch zu bleiben, um weitere lukrative Auftritte als Gastredner

zu bekommen und sein nächstes Buch zu bewerben. Zum dritten britischen

Premierminister des Jahres gekürt zu werden, ist dagegen wenig attraktiv, zumal

spätestens im Januar 2025 Unterhauswahlen stattfinden müssen. Bis dahin stehen

Steuererhöhungen und schmerzhafte Einschnitte an, die eine Wiederwahl der Tories

unwahrscheinlich machen. Das ist auch dann klar erkennbar, wenn man nicht über

Johnsons politischen Überlebensinstinkt verfügt.

Johnsons ehemaliger Schatzkanzler Rishi Sunak wird nun den Ausputzer machen,

nachdem die einzige verbliebene Gegenkandidatin Penny Mordaunt nicht die nötige

Unterstützung aus der Unterhausfraktion bekam, um gegen ihn antreten zu können.

Danken wird es ihm wohl keiner. Und am Ende seiner Amtszeit steht vermutlich die

Schlüsselübergabe an eine Labour-Regierung, schließlich liegt die größte

Oppositionspartei in Meinungsumfragen mehr als 30 Prozentpunkte vorn. Aber der

Hoffnungsträger der Konservativen stellt damit seine politische Ernsthaftigkeit

unter Beweis. Anders als Johnson und David Cameron, der sich nach dem

EU-Referendum überstürzt aus dem Amt verabschiedete, ist er auch dann bereit,

Verantwortung zu übernehmen, wenn es seinen Beliebtheitswerten in den

Meinungsumfragen nicht dienlich ist.

Es ist ein erstaunliches Comeback. Erst im vergangenen Monat hatte er im Kampf

um die Parteispitze gegen Liz Truss den Kürzeren gezogen. Für Global Britain ist

es ein großer Schritt voran. Erstmals übernimmt ein Nachkomme von Einwanderern

aus den ehemaligen Kolonien das Amt des Premierministers. Ihm ist zu wünschen,

dass es zu keiner Neuauflage der bösartigen Kampagne gegen seine Frau, die

Tochter von Infosys-Gründer Narayana Murthy, und ihn kommt. Es ging dabei wie so

oft um eine imaginäre globale Elite, die sich ihren Pflichten gegenüber den

ehrlichen und hart arbeitenden einfachen Menschen entziehen will. Seine Frau

geriet ins Visier, weil sie nach all den Jahren immer noch keinen britischen

Pass hat und Steuern auf Einkünfte aus ihrer Infosys-Beteiligung in Indien

zahlt. "Rishi Rich" wurde vorgeworfen, eine Green Card besessen zu haben, als er

sein Amt als Schatzkanzler antrat, und damit zumindest theoretisch den

Vereinigten Staaten verpflichtet gewesen zu sein. Was solche Ressentiments

angeht, unterscheiden sich Linkspopulisten nicht groß von der extremen Rechten.

Will er das Land wieder auf die Erfolgsspur setzen, muss er eine möglichst

breite Koalition innerhalb seiner Partei schmieden. Seine Aufgaben sind klar:

Das öffentliche Gesundheitswesen steht bereits vor dem Kollaps, obwohl der

Winter noch gar nicht angefangen hat. Es herrscht Krieg auf dem europäischen

Kontinent. Die Energieversorgung ist nicht gesichert. Die schwächsten Haushalte

müssen in der Krise ausreichend unterstützt werden. Schafft er all das, ist ihm

ein Platz in den Geschichtsbüchern sicher.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069-2732-0

www.boersen-zeitung.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/5352828

OTS: Börsen-Zeitung

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!