10.03.2020 20:26:41

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Punktsieg für Ploss, Kommentar zu Infineon von Stefan Kroneck

Frankfurt (ots) - Im Genehmigungsprozess für die Übernahme des kalifornischen

Wettbewerbers Cypress hat Infineon eine wichtige Hürde genommen. Das gefürchtete

Washingtoner Komitee für ausländische Direktinvestitionen in den USA (CFIUS)

erteilte Deutschlands größtem Chipkonzern die Freigabe.

Für Vorstandschef Reinhard Ploss und seine Mannschaft war das Verfahren bis zum

Schluss eine Zitterpartie, bestanden doch bei CFIUS einige Sicherheitsbedenken.

Doch diese konnte Ploss in den Verhandlungen offensichtlich geschickt ausräumen.

Vermutlich erkaufte Infineon die Zustimmung mit Zugeständnissen im Bereich

hochsensibler Technologien.

Das Ergebnis kann sich aus Sicht des Unternehmens sehen lassen. Nach dem

gescheiterten Erwerb des Halbleiterspezialisten Wolfspeed vor über drei Jahren

aufgrund eines Veto der US-Marktaufsicht hat die Infineon-Führung aus der

Schlappe gelernt. Bessere Kontakte zu Schlüsselpersonen in Politik und Behörden

bewirken bessere Resultate aus Sicht des Antragstellers. Die Lobbyarbeit von

Infineon in Washington zahlte sich für die Konzernführung aus.

Für Ploss ist das ein Punktsieg, muss doch noch Peking zustimmen. Nimmt Infineon

auch diese Hürde, wäre der 9 Mrd. Euro teure Zukauf in trockenen Tüchern. Ein

Restrisiko besteht aber, dass Infineon in dem Deal zu einem Spielball der

Politik werden könnte. Zur Erinnerung: Die Übernahme des niederländischen

Konkurrenten NXP durch Qualcomm war vor zwei Jahren am amerikanisch-chinesischen

Handelskonflikt gescheitert. Chinas Marktregulierer verweigerte seine

Zustimmung. Doch im Fall des Infineon-Konzerns, der mittlerweile mehr als ein

Viertel seines Umsatzes im Reich der Mitte erwirtschaftet, muss dies nicht so

kommen, stehen doch die Zeichen zwischen Peking und Washington auf

Konfliktentschärfung.

Mit Cypress katapultiert sich Infineon in die Top-Liga der zehn größten

Halbleiterhersteller der Welt. Dieser Schritt trägt dazu bei, dass das

Dax-Mitglied auch in der Zukunft als eigenständiger Anbieter im hart umkämpften

Chipmarkt agieren kann. Denn Infineon weitet sein Produktportfolio bei den

begehrten Leistungshalbleitern aus.

Dieser an sich richtige Ansatz in der Expansionsstrategie ist aber auf kurze

Sicht für manchen Anleger nicht mehr so überzeugend, da dies mitten in der

Corona-Pandemie geschieht. Die infolge des sich ausbreitenden Virus drohende

Rezession wird der frühzyklischen Chipindustrie zusetzen und damit ebenso

Infineon. Das wird die Integration des Neuerwerbs in den Konzern erschweren. Für

Ploss steht die Kärrnerarbeit erst noch an.

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