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04.02.2021 20:45:38

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Kultur? Welche Kultur?, ein Kommentar zur Deutschen Bank von Bernd

Neubacher

Frankfurt (ots) - Anderthalb Jahre nach Start des Großumbaus der Deutschen Bank

lässt sich sagen: Die Zahlen stimmen, die Strategie aber passt nicht so recht.

Zwar liegt das Management auf Kurs, was die in Aussicht gestellten

Kostenkürzungen angeht. Dank eines Booms im Investment Banking, entfallender

Einmalbelastungen und nicht zuletzt eines günstigen Steuereffekts ist es ihr

2020 zudem gelungen, nach fünf Jahren das Ergebnis auch nach Minderheitsanteilen

in den schwarzen Bereich zu drehen und zudem die Gewinnerwartung zu übertreffen.

Vertrauen darf den Anlegern überdies einflößen, dass sich die Risikovorsorge

bislang exakt so entwickelt wie im Frühjahr angekündigt.

Die Steuerung des Kreditrisikos war allerdings schon in weitaus schlechteren

Zeiten nicht das größte Problem im Konzern. Im Februar 2021 liegt dieses

vielmehr im Ergebnismix: Von der Positionierung als Unternehmerbank, die

Konzernchef Christian Sewing Mitte 2019 mit dem Umbau ankündigte, ist nicht mehr

viel zu sehen - das Investment Banking überragt alles. Mit 3,17 Mrd. Euro fiel

der Vorsteuergewinn dort 2020 mehr als dreimal so hoch aus wie der Gewinn in den

drei operativen Sparten Unternehmensbank, Privatkundenbank und Assetmanagement

zusammengerechnet. Was Wunder, dass das Management nun mit konkreten

Zielvorgaben für den Ertragszuwachs in den kleineren Sparten versucht, die

Entwicklung der Einnahmen auf ein breiteres Fundament zu stellen. Denn das

Institut kann sich nicht darauf verlassen, dass es im Investment Banking

pandemiebedingt weiter Brei regnen wird, zumal Erlöse im Kapitalmarktgeschäft

als notorisch volatil gelten - auch deshalb hatte sich die Bank ja auf die

Fahnen geschrieben, 70 Prozent ihres Ertrags in stabilen Geschäftsfeldern zu

erzielen.

Dass die Pandemie die Investmentbank derart florieren lässt, während das

Zinstief die übrigen Sparten lädiert, lässt sich dem Management kaum vorwerfen.

Dennoch erscheint die Deutsche Bank damit erfolgreicher, als ihre Strategie

tatsächlich ist. Wenn sich 2021 und 2022 das Umfeld im Handel und am

Kapitalmarkt normalisiert, wird sich zeigen, ob diese Strategie auch ohne

Sonderkonjunktur im Investment Banking taugt oder das Zinstief nicht doch

Anpassungen erfordert. Fest steht: Jegliche Verschiebung zugunsten des

Investment Banking würde die Refinanzierung verteuern und hätte auch Folgen für

die viel beschworene Kultur im Haus. Nachdem die Investmentbanker 2020

Oberwasser be­kommen haben, droht schon in der nun anstehenden Bonusrunde eher

Kulturkampf statt -wandel.

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