18.01.2021 20:30:38

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Kein Grund zum Feiern, Kommentar zum chinesischen Wirtschaftswachstum

von Norbert Hellmann

Frankfurt (ots) - Auf dem Papier sieht es ziemlich rosig aus für China. Die

weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft ist im Schlussquartal um 6,5 Prozent

gewachsen. Damit wurde ein höheres Tempo angeschlagen als Ende 2019, als noch

niemand das Wörtchen Corona auf den Lippen hatte. China ist es als einziger

unter den führenden Wirtschaftsnationen gelungen, die Corona-Pandemie rasch

unter Kontrolle zu bringen. Als Belohnung dafür kann eine V-förmige

Konjunkturerholung verzeichnet werden. Wegen des scharfen Einbruchs im ersten

Quartal kommt man für das Ge­samtjahr zwar nur auf ein mageres Wachstum von 2,3

Prozent. Auch damit aber hebt man sich positiv von allen anderen Ländern der

G20-Staatengruppe ab, die von Corona ausnahmslos in die Re­zession geschickt

worden sind.

Während Chinas Staatspräsident die Bewältigung der Corona-Pandemie zum Anlass

nimmt, Chinas wachsende Dominanz im Weltkonzert zu ventilieren, sind Ökonomen

etwas vorsichtiger gestimmt. Es ist noch immer zu früh, die Korken knallen zu

lassen, obwohl es einen Meilenstein zu feiern gilt. Zum Jahresende passierte

Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) die Marke von 100 Bill. Yuan (12,9 Mrd. Euro).

Seitens des Pekinger Statistikbüros wurden am Montag anlässlich der Verbreitung

der neuen Wirtschaftsdaten überraschend bescheidene Töne angestimmt. Auch wenn

die Nation eine beachtliche Stärke in Sachen wirtschaftlicher,

wissenschaftlicher und technologischer Entwicklung an den Tag lege, dürfe man

nicht vergessen, dass China noch immer als weltgrößtes "Entwicklungsland" gelte

und beim Pro-Kopf-BIP weiter unter dem Weltdurchschnitt liege.

China verdankt den raschen Wiederaufschwung in erster Linie einer

eindrucksvollen Belebung der Industrieproduktion, die wiederum von einem

einigermaßen überraschenden Exportboom auf Trab gehalten werden konnte. So hat

die Corona-Misere in westlichen Ländern nicht zum befürchteten Einbruch der

Nachfrage nach chinesischen Produkten geführt. Zum einen liegt dies an der

raschen Anpassungsfähigkeit der Industrie, die blitzschnell auf den neuen

immensen Bedarf an medizinischen Schutzartikeln reagieren konnte. Zum anderen

haben Abschottungsmaßnahmen in den führenden Industrieländern und damit

einhergehende Unterbrechungen von Lieferketten zu einer Auftragsverlagerung nach

China geführt. Damit lässt sich Chinas Wirtschaft allerdings nicht dauerhaft

weiter anschieben. Das Gebot der Stunde ist eine nachhaltigere Erholung des

Konsums, und hier hapert es auch weiterhin.

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