08.09.2021 20:29:38

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Gründet endlich einen Club!, Kommentar zum Klimawandel von Anna

Steiner

Frankfurt (ots) - Es ist in Deutschland recht einfach, mit kleiner Geldbörse ein

relativ gutes Leben zu führen. Dazu gehören der Restaurantbesuch, der

Billigflieger in die Sommersonne und ein Auto, mit dem man auch auf dem Land

mobil ist. Daran ist erst einmal nichts falsch. Zumindest so lange nicht, bis

man die Kosten in Augenschein nimmt, die der eigene Lebensstil außerhalb des

persönlichen Por­temonnaies verursacht. Das Urteil, das Umweltorganisationen,

aber etwa auch das Um­welt­bundes­amt fällen, ist eindeutig: Wir leben auf zu

großem Fuß. Und zwar alle. Also müssen wir alle etwas dagegen tun.

Problematisch wird es, wenn dieser Mindeststandard, den wir seit Jahrzehnten

gewohnt sind, - und den wir als unsere Grundsicherung definieren - teurer

gemacht wird. Etwa durch den CO2-Preis, der gerade an der Tankstelle spürbar

wird. Oder durch den CO2-Ausgleich im Flugverkehr, der bald noch mehr

Verbindungen treffen wird und die Flüge teurer machen dürfte. Oder durch das

Verbot von Verbrennern - wo doch Elektroautos zumindest momentan noch viel zu

teuer für jedermann sind. Armsein wird sich plötzlich ärmer anfühlen. Es droht

noch mehr soziale Ungleichheit. Das ist eine Gefahr, die kaum jemand leugnen

kann, der sich schon einmal mit den Kosten des Klimaschutzes beschäftigt hat. Um

den Klimawandel zu verlangsamen, brauchen wir aber alle an Bord: in Deutschland

wie weltweit. Ärmere Haushalte und Staaten dürfen nicht unter den Tisch fallen.

Daher braucht es einen klugen Ausgleich. In der Bundesrepublik lässt sich das

zumindest übergangsweise über eine Pauschale regeln, die an das Einkommen

gekoppelt ist. Sie dürfte ärmere Haushalte von den höheren Kosten durch

steigende CO2-Preise befreien.

Aber wie soll das international funktionieren? Der Ökonom William Nordhaus hat

für die Idee eines internationalen Klimaclubs sogar den Nobelpreis erhalten.

2015 hatte er einen solchen Club vorgeschlagen, um zu verhindern, dass der

Klimaschutz zum Wettbewerbsnachteil weniger Staaten wird, die ihn ernsthaft

betreiben. Die Mitglieder sollten sich deshalb auf einen gemeinsamen CO2-Preis

verständigen - und Strafzölle von den Ländern verlangen, die nicht im Club sind.

Logisch ist: Je mehr Staaten an Bord sind, desto effektiver funktioniert der

Klimaschutz. Das Momentum im Jahr 2021 wäre nach all den Wetterextremen in

Deutschland, Südeuropa und Amerika perfekt für die Gründung eines solchen Clubs.

Die Bundesregierung hat das verstanden. Aber wo bleiben die anderen?

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