16.02.2022 20:33:39

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Exodus der Managerinnen, Kommentar zur Commerzbank von Bernd Neubacher

Frankfurt (ots) - Der Abschied von Arbeitsdirektorin Sabine Schmittroth legt die

Defizite in der Personalentwicklung der Commerzbank offen. Dass

vielversprechende Kräfte das Weite suchen, wenn nach einer verfehlten

Wachstumsstrategie wie Anfang 2021 als CEO ein Sanierer wie Manfred Knof von

außen geholt wird: geschenkt. Im Fall der gelben Bank aber ließe sich allein mit

den weiblichen Führungskräften, die schon zuvor von der Fahne gingen, problemlos

der Vorstand eines Wettbewerbers komplett bestücken: Die frühere

Bereichsvorständin Tanja Birkholz sitzt inzwischen bei der Auskunftei Schufa im

Chefsessel, ihre frühere Kollegin Edith Weymayr seit Anfang 2020 dem Vorstand

der baden-württembergischen L-Bank vor. Ex-Comdirect-Chefin Frauke Hegemann ist

in den Vorstand der Signal Iduna Bauspar AG eingezogen, Ingrid Spletter-Weiß

wechselte als Firmenkunden-Managerin der Commerzbank Anfang 2021 in den Vorstand

der Nord/LB. Und Nikola Steinbock zog es 2020 zur Landwirtschaftlichen

Rentenbank, für deren Vorstand sie seit Jahresbeginn spricht.

Die Commerzbank dagegen besetzte vakante Vorstandsposten zuletzt konsequent mit

männlichen Kandidaten. Nun zählt der siebenköpfige Vorstand zwei Frauen, von

denen eine, Schmittroth, zum Jahresende geht. Eine Hierarchiestufe darunter

finden sich 34 Bereichsvorstände, aber gerade einmal vier Bereichsvorständinnen.

Tiefer liegenden Ebenen verdankt es die Bank, dass insgesamt jede dritte

Führungskraft weiblich ist, bei steigender Tendenz. Aber dies sind halt: tiefer

liegende Ebenen.

Abgeklärte PR-Profis würden dies umdeuten in einen Beleg, welch große Talente

die Commerzbank hervorbringt, da diese andernorts derart begehrt sind. Die

Wahrheit ist: Knofs Vorgänger haben nicht nur in Sachen Strategie, sondern auch

Diversität die Zügel schleifen lassen. Derweil bediente sich die Konkurrenz, der

Zeichen der Zeit gewahr, gerne in ihren Reihen.

Höchste Zeit also, die Monokultur im Spitzenmanagement zu verändern. Wie

anekdotische Berichte andernorts nahelegen, bekommt ein solcher Wandel erst

Dynamik, wenn über den Bonus einer Führungskraft auch der Grad an Diversität in

ihrem Team entscheidet. Vielfalt fördert nicht nur den Erfolg. Sie ist längst

auch ein Kriterium für die Bankenaufsicht, vor allem aber für immer mehr

Anleger. Die Commerzbank muss verhindern, dass sich nachhaltig orientierte

Investoren wegen Diversitätsdefiziten von ihr abwenden, obwohl sie ie am

heutigen Donnerstag zu erwarten, wieder mit schwarzen Zahlen aufwarten kann.

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