02.03.2022 20:44:38

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Elektrisierende Transparenz, Kommentar zu Ford von Sebastian Schmid

Frankfurt (ots) - Ford will sich neu erfinden. Das Pkw-Geschäft wird dividiert

in eine batterieelektrische und eine Verbrenner-Sparte. Die Bereiche sollen

kooperieren, aber je eine individuelle Gewinn-und-Verlust-Rechnung ausweisen und

eine eigene Firmenkultur etablieren. Gerade Letztere soll helfen, den Rückstand

auf innovative Newcomer wie Tesla oder Rivian zu verkürzen. Dafür nimmt Doug

Field, bei Ford für die Weiterentwicklung von Elektromobilität und

Digitalisierung zuständig, sogar in Kauf, dass die Leute in "Häschenpantoffeln"

zur Arbeit erscheinen. Hauptsache sie seien die besten.

Der Jubel an der Börse - die Ford-Aktie zog am Donnerstag um knapp 8 % an -

dürfte indes in erster Linie nicht der neu entdeckten Liberalität mit Blick auf

die Kleiderordnung geschuldet sein. Auch Kosteneinsparungen im Altgeschäft bei

mehr Investition ins neue sind wahrlich nicht innovativ. Zudem wurde

Marktspekulationen, Ford könne sein Elektroautogeschäft abspalten und an die

Börse bringen, eher ein Dämpfer verpasst. Die Leitung der neuen Elektro-Einheit

"Model E" übernimmt Konzernchef Jim Farley höchstpersönlich. Auch die von Kumar

Galhotra geleitete Verbrennersparte "Blue", die Farley als "Geheimwaffe" für

Skaleneffekte anpries, dürfte bleiben. Was also hat die Anleger an Fords Plänen

mehr elektrisiert als vergleichbar umfangreiche Investitionsvorhaben der

Konkurrenz?

Außergewöhnlich ist zumindest der in der Branche bislang einzigartige Mut zur

Transparenz, die der US-Konzern verspricht. Dass die Elektromobilität

kostspieliger Anschubinvestitionen bedarf, ist nichts Neues. Alle Autokonzerne

haben milliardenschwere Konzepte offengelegt und in den vergangenen Monaten und

Jahren immer wieder ausgeweitet. Wovor die traditionellen Autobauer bislang aber

zurückschreckten, ist der separate Ausweis einer Gewinn-und-Verlust-Rechnung für

das fragile und schwer einzuschätzende Elektroauto-Geschäft.

So spricht Volkswagen zwar davon, mit jedem verkauften E-Auto Geld zu verdienen.

Die Qualität dieser Aussage, geschweige denn die konkrete Margenentwicklung

können Investoren allerdings derzeit nicht validieren. Bei VW ist eben aktuell

nur die Manufaktur gläsern. Ford hingegen verspricht Außenstehenden den

Durchblick, wie es in alten wie neuen Geschäftsfeldern tatsächlich läuft. Ob

hier Ziele erreicht oder verfehlt werden, muss künftig nicht mehr gemutmaßt

werden. Die Investoren haben am Mittwoch honoriert, was an der Börse schon immer

elektrisiert hat: Transparenz.

Pressekontakt:

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