31.05.2022 20:30:39
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Die letzte Ausfahrt, Kommentar zum Ölembargo gegen Russland von
Andreas Heitker
Brüssel (ots) - Bevor es so richtig peinlich wurde, haben die EU-Staats- und
-Regierungschefs also doch noch die Kurve gekriegt und die wohl letzte Ausfahrt
in Richtung eines Ölembargos genommen. Nach dem Eiertanz der vergangenen vier
Wochen ist dies eine positive Nachricht, auch wenn der gefundene Kompromiss
einen monatelangen Vorlauf benötigt, an zahlreichen Stellen löchrig ist und
insbesondere mit dem Ausklammern von Pipeline-Öl die Wirkung erheblich
abschwächt. Aber man muss realistisch sein: Mehr war aktuell einfach nicht
drin.
Und dies bedeutet für die weiteren Diskussionen um künftige Sanktionspakete
gegen Russland, die unweigerlich kommen werden, auch: Ein Gasembargo wird es in
der EU auf absehbare Zeit nicht geben, sind doch hier die Abhängigkeiten der
Europäer noch ein erhebliches Stück größer als beim Öl. Die Lieferstopps, die
aktuell beim Gas zu beobachten sind, gehen von russischer Seite aus. Polen,
Bulgarien, die Niederlande und jetzt auch Dänemark sind schon davon betroffen,
dass Gazprom den Gashahn abgedreht hat, weil der Konzern seine Lieferungen nicht
korrekt in Rubel bezahlt sieht. In diesem Fall ist es also der Kreml, der
beharrlich an der Eskalationsspirale dreht.
Man mag an dem nun vereinbarten Ölembargo light so einiges kritisieren können.
Dazu gehört auch die dilettantische Vorbereitung durch die EU-Kommission, bei
der möglicherweise auch Alternativen wie die von vielen Seiten präferierten
Importzölle auf russisches Öl nicht ernsthaft genug geprüft wurden. Eine
Scheinlösung, wie einige Kritiker sagen, ist der beschlossene Lieferstopp
trotzdem noch lange nicht - sollte er wirklich die erhofften 90 Prozent der
heutigen Importe einschließen können. Den aktuellen Preissteigerungen zum Trotz
könnte dies Russland empfindlich treffen. Üblicherweise ist der Ölexport für die
russische Staatskasse nämlich wesentlich bedeutender als der Verkauf von Gas.
Dies hatte sich erst in jüngster Zeit etwas geändert, weil die Gaspreise seit
dem vergangenen Jahr so explodiert sind. 450 Mill. Euro haben die EU-Staaten
laut Schätzungen bis vor kurzem noch für Öllieferungen an Russland überwiesen -
pro Tag wohlgemerkt. Es ist gut, dass dies in absehbarer Zeit ein Ende hat.
Ob die Entscheidung der EU-Staats- und -Regierungschefs aber auch hilft, den
Krieg in der Ukraine schneller zu beenden? Hier ist die Hoffnung wohl noch
größer als die wirkliche Erkenntnis. Das Liefern von Waffen dürfte aktuell einen
größeren Einfluss auf die Kämpfe haben als ein Nicht-Bezug von Öl.
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