28.12.2021 20:25:38
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Das Rohr wird enger, Kommentar zum Markt für Börsengänge von Christoph
Ruhkamp
Frankfurt (ots) - So leicht wie in diesem Jahr werden es Unternehmen, die an die
Börse streben, nicht so bald noch einmal haben. Aktienindizes auf Rekordhoch,
niedrige Volatilität und Finanzinvestoren auf der Suche nach einem lukrativen
Ausstieg aus ihren Beteiligungen bilden die Basis der zurückliegenden IPO-Welle,
die in Europa so groß war wie seit 2007 nicht mehr. Billionenschwere staatliche
Konjunkturprogramme und ein zunächst noch offener Geldhahn der Notenbanken
trugen dazu bei, dass Aktien angesichts der Nullverzinsung von Anleihen beinah
alternativlos erschienen.
Das beginnt sich jetzt zu ändern. Die vierte und fünfte Corona-Welle samt
Lieferengpässen und die vielerorts munter trabende Inflation, die die
Einschränkung der Anleihekäufe durch Notenbanken samt bald folgenden
Zinserhöhungen unausweichlich erscheinen lassen, machen das Umfeld für
Börsengänge deutlich schwieriger.
Noch verbreiten Investmentbanker den üblichen Zweckoptimismus für eine erhoffte
nächste IPO-Welle im Frühling. "Die Pipeline ist voll", tönt es unisono aus
allen Frankfurter Hochhausetagen. Das stimmt zunächst einmal auch. Allein in
Deutschland stellen sich zwei Dutzend Unternehmen in die lange Schlange der
potenziellen Börsenkandidaten - darunter so große wie die VW-Sportwagentochter
Porsche, möglicherweise auch die Ex-Thyssenkrupp-Aufzugssparte TK Elevator oder
der Ölkonzern Wintershall Dea. Doch für einige Unternehmen wird sich die volle
Pipeline als ein dünnes Rohr erweisen, das zu eng ist, um durchzuschlüpfen. In
Deutschland haben der Online-Optiker Mister Spex und der
Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 mit ihrer schlechten Kursentwicklung gezeigt,
wie viel Geld Investoren mit IPO-Aktien verlieren können. Europaweit zwei
Dutzend Absagen gab es bereits: Der Speziallogister Transoflex, der Uhrenhändler
Chronext und die Sprachlern-App Babbel etwa mussten hierzulande ihr IPO mangels
ausreichender Nachfrage der wählerischer werdenden Investoren abbrechen.
Angesichts historisch hoher Aktienbewertungen wächst die Gefahr einer kräftigen
Korrektur. Die Kurse gelten als ausgereizt. Dass Aktien nicht alternativlos
sind, beweist der kalifornische Pensionsfonds Calpers - mit 500 Mrd. Dollar
Volumen eine der größten Kapitalsammelstellen der Welt. Calpers-Chefin Marcie
Frost erhöht den Private-Equity-Anteil am Portfolio von 8 auf 13 Prozent, und
der Aktienanteil sinkt von 50 auf 42 Prozent. Auch andere Häuser ordnen die
Zuteilung von Kapital neu. Bis sich der Pulverdampf verzogen hat, könnte noch so
mancher Börsengang auf der Strecke bleiben.
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