13.01.2023 19:29:38

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Bonds setzen Meilensteine / Kommentar zur Entwicklung des

Anleihemarkts von Kai Johannsen

Frankfurt/M. (ots) - Das Jahr 2023 hat für die Bondakteure ausgesprochen gut

angefangen - historisch gut muss man sagen. Denn gleich in den ersten

Handelstagen des neuen Jahres wurden Meilensteine gesetzt. Um rund 40

Basispunkte sank die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe in der ersten

Handelswoche und machte selbige damit zur besten Jahresauftaktwoche im Bereich

der Bundestitel seit dem Jahr 1977. Niemals zuvor ließen sich mit den

zehnjährigen Bundesanleihen demzufolge in der ersten Handelswoche eines Jahres

stärkere Renditerückgänge und damit Kursgewinne verbuchen. Die Emerging Markets

stellten den nächsten Meilenstein auf. Staatliche Adressen und Unternehmen aus

dem Bereich aufstrebender Volkswirtschaften nutzten die gute Stimmung am Markt

und brachten Schuldpapiere in den ersten fünf Handelstagen, deren Gesamtvolumen

sich auf rund 28 Mrd. Dollar summierte.

Wochenrekord erzielt

Da war die Eurozone verständlicherweise "gezwungen nachzuziehen", was sie in der

zweiten Handelswoche des neuen Jahres denn auch tat. Am Dienstag war es so weit.

In der Gemeinschaftswährung kamen an nur einem einzigen Handelstag Schuldpapiere

- aus allen Emittentenbereichen zusammen - für insgesamt 38,05 Mrd. Euro. Auch

das ist Rekord. Es traten an jenem Handelstag 22 Emittenten mit 27 Bondtranchen

in der Gemeinschaftswährung auf. 27 Tranchen hört sich für Außenstehende des

Bondmarktes vielleicht nicht nach viel an, ist aber für nur einen einzigen

Handelstag ebenfalls Rekord. Und es ging munter weiter. Bereits am Donnerstag

konnte der nächste Rekord am Primärmarkt der in Euro denominierten Anleihen

vermeldet werden. Bis zum späten europäischen Geschäft hatten die Emittenten,

die in der zweiten Handelswoche im Euro mit Bonds aufgetreten waren, laut

Datenanbieter Informa Global Markets (IGM) ein Gesamtvolumen von 92,7 Mrd. Euro

aufgenommen. Damit war es bereits am Donnerstag die volumenstärkste Woche am

europäischen Euro-Primärmarkt seit Bestehen dieses Segments. Die Woche beschloss

der Markt mit 93,45 Mrd. Euro. Der vorherige Rekord wurde in der am 14. Januar

2022 beendeten Woche registriert, als Schuldpapiere im Euro für 88,18 Mrd. Euro

platziert wurden.

Aufgefallen ist am Primärmarkt auch, dass in allen Segmenten das Geschäft gut

angelaufen ist. Bemerkenswert ist die hohe Nachfrage so früh im Jahr, denn

traditionell befinden sich viele Anleger zu dieser Zeit noch im Urlaub, weshalb

das Geschäft dann noch eher umsatzarm verläuft. In den vergangenen Jahren

zeichnete sich zwar immer mehr ab, dass der Januar recht gut verläuft - auch die

erste Hälfte, wie am Vorjahresrekord im Euro-Primärmarkt abzulesen ist -, dass

aber gleich diese Meilensteine in wenigen Tagen aufgestellt werden, ist

beachtlich. Viele Akteure gehen davon aus, dass sich auch die nächsten

Handelstage am Bond-Primärmarkt aktiv gestalten, auch wenn vielleicht nicht jede

Woche und schon gar nicht jeden Handelstag wieder ein Rekord zu erwarten ist.

Gut war bzw. ist die Stimmung aber nicht nur am Primär-, sondern auch am

Sekundärmarkt. Inflationshoffnungen ist das Stichwort. Vor diesem Hintergrund

setzten die Bundesanleihen in der zweiten Woche des neuen Jahres ihren

Renditeabstieg - unterbrochen von temporären Gewinnmitnahmen - per saldo

betrachtet fort. Am langen Ende, d.h. bei der 30-jährigen Bundrendite, wurde die

2-Prozent-Marke in Angriff genommen und letztlich auch geknackt. Bis auf 1,96%

ging es nach unten. Und die zehnjährige Bundrendite nimmt mittlerweile auch die

2-Prozent-Marke ins Visier. Bis auf 2,06% fiel die Rendite in der abgelaufenen

Woche zurück.

Inflationshoffnungen

Neue Nahrung bekamen die Inflationshoffnungen aus den USA. Anleger hatten darauf

gesetzt, dass der Teuerungsdruck in den Vereinigten Staaten zum Jahresende 2022

nachgelassen hat. Manch einer hatte kurz zuvor seine Prognosen sogar auf

Rückgang der Teuerung korrigiert. Und die Marktakteure wurden in dieser Hinsicht

nicht enttäuscht. Um 0,1% gingen die US-Verbraucherpreise im Dezember zurück.

Das befeuerte Spekulationen, dass auch die Notenbanker, allen voran die Fed, so

langsam womöglich auch mal über eine Zinspause nachdenken könnten - vielleicht

nicht sofort, aber doch im Jahresverlauf. Das ist Balsam für die Seele der

Bondakteure, die im vorigen Jahr aufgrund der deutlichen Renditeanstiege arg

strapaziert wurde. Vielleicht schwingt das Pendel 2023 am Bondmarkt ja nun

zurück. Viele wünschen es sich.

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