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12.02.2016 20:40:39

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Börsen-Zeitung: Yellens Signal, Marktkommentar von Kai Johannsen

Frankfurt (ots) - Wie sich die Tonart von Notenbankern doch ändern

kann. Und vor allem: Wie schnell sich diese Tonart ändern kann. Das

dürften in der gerade abgelaufenen Woche nicht wenige Zinsanalysten,

aber auch viele andere Marktteilnehmer gedacht haben, als sie die

Ausführungen von Janet Yellen, Chefin der US-Notenbank Federal

Reserve, vernahmen. Yellen hat den Märkten ein klares Signal gegeben.

Und es dürfte am Markt auch angekommen sein, denn die Reaktionen sind

wohl eindeutig, und sie werden sich vor diesem Hintergrund wohl auch

noch fortsetzen.

Das darf man sich auf der Zunge zergehen lassen. Im Dezember

schlägt eine auf internationaler Ebene nicht gerade unbedeutende

Notenbank - nämlich die Fed - eine andere Gangart ein und erhöht

erstmals seit rund einer Dekade wieder den Leitzins. Sie bereitet die

Märkte darauf vor - monatelang - und liefert dann auch endlich jenen

Zinsschritt. Im Urteil vieler Marktakteure kam dieser Schritt ohnehin

schon viel zu spät. Den Märkten gibt sie damit natürlich auch ein

klares Signal, nämlich dass nun die Zeit der ultratiefen Zinsen zwar

noch nicht gleich ad acta gelegt werden sollte, aber sie gibt den

Märkten die Richtung vor: Weiter herunter geht es nicht, ab jetzt

geht es aufwärts. Und was geschieht nun? Die oberste

US-Währungshüterin wird schon deutlich vorsichtiger, und von weiteren

Anhebungen oder gar nur einem Stillhalten ist schon gar keine Rede

mehr.

Noch keine Zinssenkung

Laut Fed-Chefin Yellen - das hat sie nun in Reden klargemacht -

hat sich der Wirtschaftsausblick für die USA immer noch nicht so

geändert, dass der nächste Schritt eine Zinssenkung wäre. Dem lässt

sich eine sehr kurze Beurteilung des Sachverhalts anfügen: Ja, genau

- noch nicht. Die US-Wirtschaftsdaten sind in der jüngeren

Vergangenheit aber nicht mehr so positiv ausgefallen, dass man von

einer robusten Verfassung der US-Konjunktur sprechen kann. Vielmehr

waren negative Überraschungen an der Tagesordnung. Bestenfalls ließ

sich noch mal von gemischten Daten sprechen. Die Daten geben per

saldo aber die Richtung vor: Die US-Wirtschaft ist auf dem

absteigenden Ast. Und bei guten Arbeitsmarktdaten ist immer zu

berücksichtigen, dass sie für die Wirtschaft und damit auch für die

Finanzmärkte zu den nachlaufenden Indikatoren zählen.

Doch damit nicht genug, Yellen ging noch einen Schritt weiter, und

diese Äußerung ließ dann sehr tief blicken. Auch für die US-Notenbank

sind laut Yellen negative Zinsen kein Tabu. Hört, hört! Gerade einmal

acht Wochen nach der Zinsanhebung und dem einhergehenden Signal

seitens der Fed spricht Frau Yellen von negativen Zinsen. Bei solch

einer 180-Grad-Drehung darf man wohl von einer deutlich veränderten

Wirtschaftseinschätzung seitens der Verantwortlichen bei der Fed

ausgehen.

In ihrer Anhörung vor dem US-Senat schloss Yellen am Donnerstag

nun also nicht mehr aus, dass die Fed auch zu diesem Mittel greifen

könnte. "Ich würde dies nicht vom Tisch nehmen", sagte Yellen. Die

Fed schaue sich das im Lichte der Erfahrungen in europäischen Ländern

an. "Wir haben diese Bewertung noch nicht abgeschlossen", ergänzte

die Fed-Chefin. Yellen fügte außerdem hinzu, dass man negative Zinsen

bei der Notenbank schon einmal im Jahr 2010 erwogen habe, dann aber

zu der Einschätzung gekommen sei, dass sie als Mittel der

Wachstumsförderung nicht gut geeignet seien. Yellens Einschätzung von

damals mag durchaus ihre Richtigkeit haben, wenn da nur nicht das

"aber" wäre. Erstens: Heute könnte man zu einer durchaus anderen

Einschätzung gekommen - nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen in

anderen Ländern bzw. Währungsräumen. Zweitens: Es mag richtig sein,

dass negative Zinsen kein gutes Mittel sind, um das Wachstum zu

fördern, aber sie sind womöglich ein gutes Mittel, um die Inflation

wieder auf Trab zu bringen. Und in den USA kann nicht gerade von

besorgniserregend hohen Teuerungsraten gesprochen werden.

Schnell im Minus

Vielleicht entscheidet sich die Fed bei einem sich weiter

eintrübenden Wirtschaftsausblick - die zunehmend prekäre Lage in der

Industrie der Ölförderer lässt grüßen - und weiter verschlechtertem

Inflationsausblick dann doch dafür, der heimischen Wirtschaft

frühzeitig zur Seite zu springen und die Zinsen wieder zu senken. Und

da es die Fed in der Vergangenheit versäumt hat, sich einen Puffer

für Zinssenkungen im positiven Bereich aufzubauen, wird sie dann sehr

schnell im negativen Bereich angekommen sein. Denn das wird mit

gerade einmal zwei Zinssenkungen realisiert sein.

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