06.01.2015 21:20:47
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Börsen-Zeitung: Weichen stellen, Kommentar zu Volkswagen von Carsten
Steevens
Frankfurt (ots) - Für Volkswagen, genauer gesagt für die
Hauptmarke VW Pkw läuft es nicht rund in den USA. Das ist nicht neu.
Aber jetzt, wo die Automesse von Detroit vor der Tür steht und schon
die gerade laufende Konsumelektronikmesse CES in Las Vegas die
Aufmerksamkeit immer größerer Teile der Automobilwelt auf den
weltweit zweitwichtigsten Pkw-Markt lenkt, rückt die Malaise der
Wolfsburger zwischen New York und Los Angeles wieder ins Rampenlicht:
Während die Amerikaner dank sinkender Benzinpreise und anziehender
Konjunktur so beherzt wie seit Jahren nicht mehr Autos - vor allem
modische Geländewagen (SUV) und Pick-up-Kleinlaster - kaufen,
verbucht VW einen weiteren Absatzrückgang von rund 10% im
abgelaufenen Jahr.
Das schmerzt. Das Problem der verfehlten Modellpolitik in den USA
hat der deutsche Branchenprimus längst erkannt, doch eine wirkliche
Trendwende wird auch 2015 noch auf sich warten lassen. Die
angekündigte große und günstige Geländelimousine, die neue
Käuferschichten erschließen soll, kommt erst im kommenden Jahr auf
den Markt. 2015 dürfte für die VW-Kernmarke in den USA deshalb zu
einem Übergangsjahr, zu einem Jahr weiterer Weichenstellungen wie der
Verkürzung von Modellzyklen für Volumenmodelle aus der Passat- und
Golf-Familie werden.
Gravierende Schwächen gerade bei seiner Kernmarke kann sich
Europas größter Autobauer, der bei Absatz und Rendite an die
Weltspitze strebt, nicht leisten. Deshalb wurde Mitte vergangenen
Jahres ein 5 Mrd. Euro schweres Spar- und Effizienzprogramm
eingeleitet, um VW Pkw zu einem Renditeschub zu verhelfen. Deshalb
wird Konzernchef Martin Winterkorn im Oktober die Leitung der Marke
VW an den gerade abgeworbenen BMW-Entwicklungsvorstand Herbert Diess
abgeben.
Auch personell stehen somit 2015 Weichenstellungen an. Diess wird
sich neben dem Umschwung im wichtigen US-Markt vor allem um die
Ausführung des Effizienzprogramms, um die wirksame Koordination
zahlreicher Einzelmaßnahmen kümmern. Im Erfolgsfall dürfte der neue
Markenchef ein sehr ernsthafter Kandidat für die Konzernspitze sein.
Das Rennen um die Nachfolge Winterkorns, der in diesem Jahr 68 wird,
hat Volkswagen in den vergangenen Monaten beschleunigt. Potenzielle
Kandidaten gibt es im Zwölfmarkenkonzern einige. Vom 1. Februar an
wird sich auch der frühere Mercedes-Vorstand Andreas Renschler als
neuer Chef der Lkw-Sparte bewähren müssen. Die Zusammenführung der
Marken Scania und MAN dürfte noch eine zähe Aufgabe werden.
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