12.04.2018 20:30:40

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Börsen-Zeitung: Walle! Wehe! / Kommentar der Börsen-Zeitung zur

Bilanzpressekonferenz der KfW von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - Das gab es vorher auch noch nicht: eine

Bilanzpressekonferenz, die mit der Verlesung eines Nachrufs auf den

verstorbenen Vorstandsvorsitzenden durch seinen Nachfolger beginnt -

hatte niemand erwartet, kam aber gut an. Die KfW ist auch insoweit

eine besondere Bank, und Günther Bräunig hat die Aufgabe sehr

würdevoll gelöst. Sein Vorgänger Ulrich Schröder war indes nicht nur

auf dem Bildschirm zu Beginn der Veranstaltung "präsent". Der Gang

der Ereignisse wollte es, dass gerade diese Pressekonferenz von

Themen dominiert wurde, die Schröder vor Jahren gesetzt hatte.

Tatsächlich stand sein Vermächtnis im Raum. Das Förderinstitut, so

hatte er schon 2010 gefordert, müsse perspektivisch professionell

wie eine Geschäftsbank arbeiten und zentralen Regeln des

Kreditwesengesetzes (KWG) unterliegen. Auch der Beaufsichtigung des

bis dato federführend vom Bundesfinanzministerium überwachten Hauses

durch die BaFin redete er das Wort.

Auf das "Walle! Walle!" folgt nun das "Wehe! Wehe!" 220 Jahre nach

Goethes Zauberlehrling wird die KfW die Geister nicht mehr los, die

Schröder rief. Seit 2016 werden maßgebliche Teile des KWG

entsprechend auf die von der BaFin unter die Fittiche genommene

Anstalt angewandt. Die Aufseher unterziehen die von Bund und Ländern

getragene Förderbank Sonderprüfungen in Serie. Die nicht gerade

wohlklingende öffentliche Begleitmusik gibt es gratis dazu.

Staatsgarantie hin oder her: Die BaFin schaut bei der aktuellen

Nummer 3 unter Deutschlands Banken nach Bilanzsumme (hinter Deutscher

und DZ-Bank) sowie Ertragsstärke (hinter DZ-Bank und HVB) besonders

genau hin. Manches, was ihnen bei der "Bank aus Verantwortung"

begegnet, haben die Kontrolleure bei "normalen" Banken eben noch

nicht gesehen.

Derweil wurde die KfW leider bei den Verhandlungen über Basel IV

"vergessen". Ein folgenschweres Versäumnis: Nimmt man die neuen

Regeln wörtlich, lösen sich milliardenschwere Sicherheiten des

Hauses in Wohlgefallen auf, und die bisher komfortabel mit

Eigenmitteln ausgestattete Bank steht kapitalmäßig auf einmal

ziemlich blank da. Das wird der Bund reparieren müssen, sonst gehen

in seiner Förderbank die Lichter aus.

Am Ende, wenn Schröders Vermächtnis erfüllt ist, wird die KfW

dank des strikten Aufsichtsregimes aber moderner und

zukunftsfähiger aufgestellt sein als je zuvor. Doch bis dahin werden

sie am Frankfurter Palmengarten angesichts der wallenden

BaFin-Anforderungen noch oft an den Zauberlehrling denken: "O du

Ausgeburt der Hölle! Soll das ganze Haus ersaufen?"

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