16.04.2018 20:36:40

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Börsen-Zeitung: Vollbremsung, Kommentar zu Schaeffler von Helmut Kipp

Frankfurt (ots) - Das hatten sich die Finanzingenieure bei

Schaeffler schön ausgedacht. Mit der Umwandlung von nicht

börsennotierten Stamm- in gelistete Vorzugsaktien hätte sich die

Eigentümerfamilie einen Weg geschaffen, um ohne Verlust an Einfluss

Anteile verkaufen oder als Akquisitionswährung einsetzen zu können.

Kein Wunder, dass solch ein Konzept so manchem Investor missfällt.

Eine auf zwei Jahre verlängerte Haltefrist und eine Ausweitung des

Dividendenaufschlags für Vorzugsaktionäre reichen da kaum aus, um

kritische Gemüter wohlgesonnen zu stimmen.

Nun bleibt Konzernchef Klaus Rosenfeld und Großaktionär Georg

Schaeffler nichts anderes als eine Vollbremsung. Sie verzichten auf

ihre Umwandlungspläne. Das ist eine kluge Entscheidung. Zu peinlich

wäre eine Abstimmungsniederlage auf der Hauptversammlung am kommenden

Freitag gewesen. Solch eine Blamage hätte die Beziehungen zu

wichtigen Investoren noch mehr strapaziert.

Das Argument, die Familie wolle sich mit der Umwandlung mehr

Flexibilität verschaffen, geht letztlich ins Leere. Wäre das für den

Konzern wirklich ein Aspekt von überragender Bedeutung, wäre es ein

Leichtes gewesen, den erst zweieinhalb Jahre zurückliegenden

Börsengang entsprechend zu strukturieren. Nun rächt sich, dass solche

Erwägungen vor dem IPO nicht ausreichend berücksichtigt wurden.

Ohnehin mutet das ganze Umwandlungsprojekt reichlich antiquiert

an. Quasi wie ein Relikt aus einer Zeit, als Aktionäre mehr als

Geldgeber und weniger als Miteigentümer gesehen wurden. Schon seit

langem sind stimmrechtslose Dividendentitel in Deutschland

tendenziell auf dem Rückzug. So manches Unternehmen hat

börsennotierte Vorzugsaktien in stimmberechtigte Papiere umgewandelt.

Sie folgten dem Grundsatz "eine Aktie, eine Stimme", den gerade

angelsächsische Investoren vertreten, wohl wissend, dass diese Linie

auch im Mutterland des Aktionärskapitalismus, den USA, längst nicht

immer eingehalten wird - man denke nur an den Technologiesektor.

Die grundsätzliche Forderung nach Gleichberechtigung aller

Aktionäre dürfte für den Widerstand gegen die Umwandlung von

Schaeffler-Aktien ausschlaggebend gewesen sein. Kritiker können zwar

mit den in Deutschland nach wie vor vertretenen stimmrechtlosen

Papieren leben. Henkel und Volkswagen sind sogar mit Vorzügen im Dax

präsent. Doch ein Wiedererstarken der ungeliebten Vorzugsaktien, wie

es die Schaeffler-Pläne bedeutet hätte, geht vielen Investoren dann

doch zu weit.

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