16.06.2015 20:55:39
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Börsen-Zeitung: Tollhaus, Kommentar zur BHF-Bank von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots) - Vergnügungssteuer müssen die verbliebenen 1100
Beschäftigten der BHF-Bank nicht zahlen, die Aktionäre hinter der
übergeordneten BHF Kleinwort Benson Group auch nicht. Aber vielleicht
sollten die Stakeholder mal darüber nachdenken, von der Bank
Schmerzensgeld einzufordern? Auch mancher der wenigen tausend sehr
vermögenden Kunden wird wohl die Augenbrauen hochziehen angesichts
der aktuellen Vorgänge im Frankfurter Westend.
Nach einer schwierigen Phase in der gut 160-jährigen
Unternehmensgeschichte mit wiederholten Eigentümerwechseln, darunter
das traurige Zwischenspiel mit dem vermeintlichen Traumpartner Sal.
Oppenheim, schien die BHF-Bank zur Ruhe kommen und sich statt mit
sich selbst wieder ausschließlich mit den Kunden beschäftigen zu
können. Mit der Einbettung in die Gruppe Kleinwort Benson schien nach
einer von der Finanzaufsicht zusätzlich verzögerten Hängepartie
endlich eine stabile, nachhaltige und zukunftsträchtige Struktur
gefunden. Dahinter versammeln sich willkommene Aktionäre wie Stefan
Quandt oder die chinesische Fosun mit ihrem Chairman Guo Guangchang,
dem "Warren Buffett der Volksrepublik". Die Kunden waren happy, die
Bank legte für 2014 sehr erfreuliche Zahlen vor und zeichnete sich
obendrein durch die Begleitung großer Börsengänge wie des Rekord-IPO
des chinesischen Internethändlers Alibaba aus.
Und nun das: Vorstandssprecher Björn H. Robens, eben noch der
Hoffnungsträger, muss Knall auf Fall gehen. Ist da über einen ein
wenig eigenartigen Umgangs- und womöglich auch Führungsstil hinaus
etwas vorgefallen, was die Öffentlichkeit (noch) nicht weiß und was
sie nach Ansicht des Aufsichtsrats auch nichts angeht? Der offiziell
genannte Grund - "unterschiedliche Auffassungen in Fragen der
Entwicklung und Führung des Unternehmens" - bleibt jedenfalls im
Diffusen. Doch mit dem sehr plötzlichen Abgang nicht genug: Hinter
den Kulissen tobt zu allem Überfluss ein Kampf um die Deutungshoheit,
der zumindest teilweise etwas von einer Schlammschlacht hat.
Und dann die Krönung: Miteigentümer Fosun erklärt coram publico,
die Entscheidung des Aufsichtsrats der Bank, Robens in die Wüste zu
schicken, laufe den Interessen der Aktionäre zuwider und beschädige
die Bank; man werde energisch dagegen vorgehen. So etwas hat man auch
nicht alle Tage.
Es ist schon ein Stück aus dem Tollhaus, das da gegeben wird - mit
durchaus nicht zu bestreitendem Unterhaltungswert. Fortsetzung
wahrscheinlich. Hoffentlich bleibt den Stakeholdern das Lachen nicht
im Halse stecken.
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