28.09.2016 20:29:39

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Börsen-Zeitung: Substanzielles Angebot, Kommentar zur Fusion von

Deutscher Börse und Londoner Börse von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots) - Die EU-Wettbewerbshüter haben verkündet, dass

sie nach der ersten Prüfungsphase die geplante Fusion der Deutschen

Börse und der London Stock Exchange (LSE) nun in einer zweiten Phase

genauer unter die Lupe nehmen werden. Diese Mitteilung ist alles

andere als eine Überraschung. Es wurde fest erwartet, dass dies

geschehen würde, selbst die Deutsche Börse hat klar kommuniziert,

dass sie mit einer eingehenderen Prüfung rechnet.

Überraschend und zugleich ein großer Unterschied zur 2012 an

EU-Wettbewerbsbedenken gescheiterten Fusion der Deutschen Börse mit

der Nyse Euronext ist, dass die EU-Kommission dieses Mal frühzeitig

sämtliche potenziellen Probleme detailliert kommuniziert hat. Noch

überraschender ist aber, dass die LSE am Mittwoch mitteilte, den

Verkauf des französischen Teils des Clearers LCH.Group, der Clearnet

SA, zu prüfen. Damit macht sie den EU-Wettbewerbshütern, aber auch

der bekanntermaßen daran interessierten Mehrländerbörse Euronext, die

gegen die Fusion Stimmung macht, ein substanzielles Angebot.

Schließlich hat die EU-Kommission wie erwartet den Clearing-Markt an

die erste Stelle ihrer potenziellen Bedenken gesetzt.

Der Verkauf von Clearnet würde einen Teil der Bedenken aus dem Weg

räumen. Clearnet.SA verrechnet den Aktienhandel der vier

Euronext-Länder und ist überdies der zweitgrößte zentrale Kontrahent

(CCP) des Euroraums. Zudem wird damit das Repo-Clearing der LCH Group

veräußert. Die Befürchtung der EU-Kommission, dass der Wettbewerb im

europäischen Repo-Markt ausgeschaltet werden könnte, wäre damit

erledigt.

Anders als beim Projekt der Deutschen Börse und der Nyse Euronext

warten Deutsche Börse und LSE nicht bis weit in die zweite

Prüfungsphase hinein. Vielmehr gehen sie früh auf Bedenken ein. Vor

allem bleibt es aber nicht bei Angeboten, die eher symbolischer Natur

sind. Vielmehr wird mit dem Clearnet-Verkauf gleich eine strukturelle

Maßnahme avisiert.

Ob und wie die Bedenkenliste der EU in den kommenden Wochen und

Monaten erfolgreich abgearbeitet werden kann, wird sich noch zeigen

müssen. Auf jeden Fall steht dieses Projekt im Vergleich zur

Nyse-Euronext-Fusion, was die Wettbewerbsprüfung betrifft, nun unter

einem besseren Stern. Der avisierte Clearnet-Verkauf wird nicht nur

die Bedenken der EU-Kommission abmildern, sondern auch die

Atmosphäre, in der die bevorstehenden Gespräche stattfinden werden,

positiv beeinflussen.

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