16.09.2014 20:56:47

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Börsen-Zeitung: Schräge Ideen,Kommentar zu Dispokrediten von Bernd

Wittkowski

Frankfurt (ots) - So sicher, wie alle Jahre wieder das Ungeheuer

von Loch Ness gesichtet wird, kommt mit unschöner Regelmäßigkeit die

Diskussion über den Dispositionskredit hoch. Wer darauf wettet, dass

sich dann stante pede Politiker mit unausgegorenen Vorschlägen zu

Wort melden, wie man Banken und Sparkassen auch noch dieses Stückchen

wirtschaftlicher Gestaltungsfreiheit wegregulieren sollte, der geht

keinerlei Verlustrisiko ein. Diesmal war der Bundesminister der

Justiz und für Verbraucherschutz, Heiko Maas, der Schnellste. Er will

die Kreditwirtschaft verpflichten, Kunden, die den Dispo länger in

Anspruch nehmen, "eine Beratung über bessere Alternativen

anzubieten". Der SPD-Politiker glaubt zu wissen, dass viele Banken

"weiterhin unangemessen hohe" Dispozinsen kassierten.

Das könnte der nächste Regulierungshit werden. Hat die

EU-Kommission das Thema noch gar nicht entdeckt? Hier tut sich doch

ein wunderschönes neues Spielfeld für Politiker und Regulierer auf.

Wer legt eigentlich in Zukunft nach welchen Kriterien fest, was

"angemessen" ist? Die BaFin? Die EZB? Das Finanz- oder das

Justizministerium? Die Stiftung Warentest? Maas ist, auch wenn er die

Zinsregulierung oder Zinsdeckelung nicht ausdrücklich fordert, schon

relativ nah dran. Von der Linken gab es ja auf Länderebene sogar

schon einschlägige Gesetzentwürfe. Aber man täusche sich nicht: Die

schrägen Ideen sind parteipolitisch ziemlich breit verankert. Hessens

schwarz-grüne Koalition hat sich immerhin aufs Panier geschrieben,

den Finanzplatz Frankfurt zu einem "Vorbild in der Zinspolitik"

entwickeln zu wollen, und beabsichtigt in diesem Zusammenhang, mit

Sparkassen und Kreditgenossen über "angemessene" Dispozinsen zu

reden. Zur Erinnerung: Bis 1967 galt hierzulande eine staatliche

Zinsverordnung.

Die Stiftung Warentest hat in ihrer aktuellen Untersuchung

Dispozinsen in der Spanne von 4,9 bis 14,25% ermittelt. Das, Herr

Maas, nennt man Wettbewerb und Marktwirtschaft. Diesem System ist es

immanent, dass Wirtschaftsunternehmen wie zum Beispiel Banken Kosten

haben (in der Höhe nicht zu verwechseln mit dem EZB-Leitzins) und

möglichst Gewinne erzielen sollten, um investieren und Arbeitsplätze

schaffen zu können. Zur Marktwirtschaft gehören schließlich auch

mündige Verbraucher, die selbst entscheiden können, ob, wie, bei

welchem Institut und zu welchen Konditionen sie sich verschulden oder

nicht. Man sollte diese Wirtschaftssubjekte nicht ohne Not durch

weitere Regulierungsexzesse entmündigen, egal wie oft Nessie noch in

Gestalt der Dispo-Diskussion auftaucht.

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