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06.10.2016 20:49:39

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Börsen-Zeitung: Schöne Tochter, Kommentar zu RWE & Innogy von

Christoph Ruhkamp

Frankfurt (ots) - Ausgerechnet der immense Erfolg beim Börsengang

des Stromnetzbetreibers Innogy wirft ein helles Schlaglicht auf den

desaströsen Zustand des Mutterkonzerns RWE. Das zeigt eine einfache

Rechnung: Innogy bringt eine Marktkapitalisierung von rund 20 Mrd.

Euro auf die Waage. Der Mutterkonzern RWE, der nach der Erstnotiz von

Innogy noch immer rund drei Viertel der Anteile an der Tochter

besitzt, wird an der Börse aber nur mit gut 8 Mrd. Euro bewertet. Im

Umkehrschluss bedeutet dies, dass der bei RWE verbleibende

Kraftwerkspark wegen des teuren Ausstiegs aus der Atomenergie und der

Braunkohleve von den Investoren ausschließlich als eine

milliardenschwere Last angesehen wird.

Mit diesem Urteil liegen sie richtig. RWE drücken Schulden von 28

Mrd. Euro, und der Konzern braucht den Emissionserlös von 3 Mrd. Euro

aus dem Verkauf seiner Anteile an Innogy sehr dringend. Allein für

die Finanzierung der Zwischen- und Endlagerung des Atommülls wird RWE

einen Betrag von mehr als 6 Mrd. Euro an eine öffentlich-rechtliche

Stiftung überweisen müssen. Eine Summe in ähnlicher Größenordnung

wird für den Abriss und Rückbau der Atomkraftwerke sowie die

Verpackung des Atommülls fällig. Hinzu kommen die langfristig

anfallenden Milliardenkosten für die Wiederherstellung zerstörter

Landschaften im rheinischen Braunkohlerevier. Trotz allem ist der

Börsengang von Innogy für RWE ein Riesenerfolg. Denn der Konzern, dem

kaum noch ein Investor oder eine Bank Kapital zur Verfügung stellen

wollte, hat sich mit der nun börsennotierten Tochter eine gute

Finanzierungsquelle geschaffen. RWE will zwar langfristig die

Mehrheit an Innogy behalten, kann aber noch weitere 25% der Anteile

versilbern. Hinzu kommen die zu erwartenden Dividenden von Innogy.

Die schöne Tochter stand bisher für rund 80% des operativen

Konzerngewinns von RWE. Kerngeschäft der Innogy sind die Netze, die

dank der staatlichen Regulierung stabile Einnahmen versprechen. Der

Börsenneuling lockt die Investoren mit einer Dividende bereits für

das laufende Jahr. Innogy will 70 bis 80% des um Sondereffekte

bereinigten Nettogewinns ausschütten. Letzterer lag in der ersten

Hälfte dieses Jahres laut Börsenprospekt bei 1,3 Mrd. Euro. Ein

Großteil der Dividende wird bei der Mutter RWE landen. Ein großes

Risiko für Innogy-Investoren bleibt: Wenn RWE mit seinen

Verpflichtungen überfordert sein sollte, dann haftet auch Innogy

weiter dafür. Dafür sorgt das Umwandlungsgesetz, das die Haftung

allerdings auf fünf Jahre begrenzt.

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