22.07.2015 20:56:39

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Börsen-Zeitung: Risikoaversion wächst, Kommentar zu Technologieaktien

von Sebastian Schmid

Frankfurt (ots) - Manchmal braucht es nicht viel für eine

Anlegerflucht. Am Mittwoch haben sich viele Investoren nach den

Zwischenberichten von Apple und Microsoft aus Technologiewerten

verabschiedet. Dabei enttäuschten die Zahlen kaum. Apple hat Umsatz

und Ergebnis mehr als prognostiziert gesteigert und den iPhone-Absatz

um 35% hochgefahren. Eine starke Wachstumsrate, bedenkt man, dass es

sich um das Hauptgeschäftsfeld des weltweit größten

Technologiekonzerns handelt. Zudem hat der Gesamtmarkt nur prozentual

einstellig zugelegt.

Aus Microsofts Rekordverlust lässt sich ebenfalls kaum ein

generelles Problem ableiten. Die milliardenschwere Fehlentscheidung

der Übernahme von Nokias Mobiltelefongeschäft betrifft schließlich

nur Microsoft selbst. Dass die Softwareerlöse schwächer ausfielen,

lag an der anhaltenden Dollarstärke und der forcierten Überführung

von Lizenzkunden in Cloud-Dienste.

Was hat also den Abverkauf von Technologieaktien aus China, Japan,

Deutschland und den USA ausgelöst? Es dürfte die Summe der kleineren

Risiken sein, die Investoren nun zur Gewinnmitnahme oder

Risikominimierung animiert hat. So zeigt Apples Zahlenwerk, dass die

Abschwächung im Tablet-Geschäft anhält, der Markt für Smartwatches

nur schwer aus den Startlöchern kommt und der bereits bei Samsung

enttäuschende Smartphone-Absatz nicht einfach zu Apple gewandert ist.

Besonders treffen diese drei Beobachtungen die Zulieferer - darunter

Halbleiter- oder Displayhersteller -, die sich mit der Ausweitung

ihrer Kapazitäten und der Modernisierung ihrer Anlagen auf mehr

Wachstum eingestellt hatten.

Auch eine andere Wachstumsfantasie erweist sich als weniger

traumhaft als zunächst gedacht. Mit Cloud-Diensten wollen

traditionelle Softwareanbieter wie Microsoft und IBM die

nachlassenden Softwarelizenzverkäufe kompensieren. Bislang wirkt es

indes oft so, als werde lediglich der Absturz abgefedert. So hat

Microsoft im jüngsten Quartal zwar rasant neue Privatkunden für die

Cloud-Software Office 365 gewonnen. Umsatzseitig tat sich indes fast

nichts. Auch IBM freute sich diese Woche über starkes Wachstum im

Cloud-Geschäft. Das kann aber nicht kaschieren, dass der Umsatz von

Big Blue mittlerweile 13 Quartale in Serie gesunken ist.

Technologieaktien laufen dann stark, wenn die Chancen größer

erscheinen als die Risiken. Nun scheint für viele Investoren der

Punkt erreicht, an dem die Risiken schwerer als die Chancen wiegen.

Und damit steigt die Risikoaversion sprunghaft an.

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