13.11.2017 20:49:40

OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Regulator im Dilemma, Kommentar zu ...

Börsen-Zeitung: Regulator im Dilemma, Kommentar zu Krypto-Finanzierung

von Dietegen Müller

Frankfurt (ots) - Nun warnt - etwas spät - die europäische

Wertpapieraufsicht ESMA vor Krypto-Finanzierungen, sogenannten

Initial Coin Offerings (ICOs). Sie weist darauf hin, dass es sich bei

der Aufnahme von Geldern von Investoren um eine Finanzdienstleistung

handeln kann, die den einschlägigen Richtlinien und Verordnungen

unterliegen würde - wie etwa Prospekt- und Dokumentationspflichten

und Geldwäschestandards. Bisher bewegen sich Krypto-Finanzierungen in

einem nahezu unregulierten Bereich - Finanzexperten sprechen auch

schon einmal von "Wildem Westen".

Auch die US-Aufsicht CFTC hat bereits gesagt, dass es sich bei der

Vergabe von digitalen Beteiligungsrechten - den Token oder Coins - im

Grunde um Wertpapiergeschäfte handelt. Sehr wahrscheinlich wird die

europäische Aufsicht ebenfalls in diese Richtung gehen.

Böse Zungen unken, ICOs seien im Aggregat kaum viel mehr als ein

Ponzi-Schema, also ein Betrugsmodell. Mit digitalen Tauschwerten auf

Basis einer schwer verständlichen Technologie - Blockchain oder

Distributed Ledger - sollen ebenso schwer verständliche Projekte in

ebensolchen Bereichen finanziert werden. Der Vorwurf lautet also: Der

rasante Kursauftrieb von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum sei

nur Folge eines selbstreferenziellen Schwungrads, mit dem Anleger

über den Tisch gezogen oder für illegale Machenschaften missbraucht

werden. Dass die Aufsicht hier gegen Auswüchse einschreiten müsse,

sei selbstverständlich - im Jahr vier nach dem ersten größeren ICO

(Mastercoin) auch an der Zeit.

Doch ganz so einfach ist es nicht. Die Aufsicht ist in einem

Dilemma. Mal abgesehen von der Eigenverantwortung der Investoren -

ICOs und Kryptowährungen haben Potenzial, Teile des Bankgeschäfts auf

den Kopf zu stellen. Finanzierungen könnten ohne hohe Gebühren von

Intermediären wie Investmentbanken durchgeführt werden, zudem viel

schneller. Dies wäre zum Vorteil von Firmen und Investoren. Die

Aufsicht muss daher genau überlegen, wie eng sie das regulatorische

Korsett schnüren will, in dem ICOs künftig stattfinden sollen. Zudem

ist sie als zentrale Behörde gefordert, weil ICOs über das Internet

prinzipiell überall dezentral durchgeführt werden können und

technologisch enorm wandelbar sind. Schon jetzt zeigt sich, wie

unterschiedlich Aufseher weltweit Kryptowährungen beurteilen. Das

lädt zu Regulierungsarbitrage ein. Es ist darum nötig, dass sich die

Blockchain-Gemeinde selbst Wohlverhaltensstandards setzt, sie

anwendet und damit mehr Vertrauen in eine sinnvolle, durchaus

revolutionäre Technologie schafft.

OTS: Börsen-Zeitung

newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!